Donnerstag, Januar 25, 2007

brüllen.

by the way:
als jess, urte und ich vorgestern zusammensaßen, haben wir uns lange darüber unterhalten, ob es denn nun ausschließlich "thrashmetal" oder auch "trashmetal" heißt oder ob beide begrifflichkeiten innerhalb der metallverhüttungsszene akzeptiert werden und was eigentlich richtig ist und warum so etwas überhaupt wichtig sein soll und welche enthusiastische volldrossel (danke urte) sich bitteschön solche begrifflichkeiten ausdenkt.
fast so schlimm wie grindie. argh.

gimme jet beat nights that never end.

the girl is back in town.
kaum ist urte für ein paar tage da, schon fängt es an zu schneien und jess kocht etwas hervorragendes mit kürbis. geht das nur mir so, oder ist es nicht ein wenig seltsam, dass es überall kürbisse gibt? es ist nicht gerade kürbis-saison, im moment. gibt es schneekürbisse? könnte sein. seit neujahr laufen mir überall neue, aufregende gentechnik-kreationen über den weg. zum beispiel die "honig-pomelo", eine kreuzung aus grapefruit und pampelmuse von der größe eines kinderkopfes und dem geschmack eines karamelisierten zementblocks. angeblich ist das eine asiatische frucht, aber daran glaube ich nicht. oder das "fraktalgemüse", geboren aus einer romanze von blumenkohl und broccoli und versehen mit dem namen einer sorte splitterblomben. und wie ich aus zuverlässigen quellen erfahren habe, heißt der trend bei h&m für dieses jahr "organic cotton". ich sehe es kommen, wir steuern auf eine zweite new age-bewegung zu.
lustig, dass ich da zufällig schon den ganzen monat social unrest höre. auf deren 1986er platte "before the fall" steht nämlich folgender hinweis:
"this is not style. this is not fashion. this is not political upheaval. this is not a grim prospect to a terrible end. this is merely a reply: a reaction by some individuals to keep in touch with the human element inside. an element that allows them to see beyond all fear and pain and allows them to come to terms with who and what they really are. an attempt to establish a well being both mentally and emotionally before we are all totally nullified and synthetically pacified by all the outside forces of this bureaucratic, scrutinizing nightmare called the new age."

Mittwoch, Januar 24, 2007

unstoppable.

Sonntag, Januar 21, 2007

life won't wait.

ein ganzes leben lang sonntag.

send in the clowns. und ihre hunde. frauen. männer. kinder. kindeskinder.

Samstag, Januar 20, 2007

oh la la.

nachdem die knarf rellöm trinität gestern abend vor einem so vollen hemdendienst gespielt hat, dass bille und ich draußenbleiben mussten, blieb nichts anderes übrig, als um die ecke zu gehen auf die neu-eröffnung des muz-clubs.

harmlos-nettes ambiente, eine gepflegt-schlechte auswahl an bands und ungefähr eine quazillion zu viele menschen. so klingt das rezept für einen rauschenden abend.
wirklich überrascht haben mich die robocop kraus-epigonen the plane is on fire. ich habe die band mittlerweile bestimmt fünf- oder sechsmal gesehen, und das nie freiwillig. stell dir vor, es würde eine band geben, die alles, was an dancepunk in den letzten jahren herauskam, zusammen in einen mixer wirft und auf "start" drückt, dann weißt du, was bei plane is on fire herauskommt: eine abgeschmackte, gräuliche , formlose masse. make dance music harmless again. ich musste während ihres ganzen sets - abgesehen von den offensichtlich geklauten robocop-teilen - an the clash denken und an deren song "this is radio clash". an eine punkband, die plötzlich den schritt in den dancebereich wagt und einen der schmutzigsten funksongs ever zusammenbaut, eine blaupause für die kommenden jahrzehnte. aber das ist wie beim flüsterpost-spielen, wo am ende der reihe auch immer zusammenhangloser quatsch herauskommt.

mein anderes highlight war ein gespräch zweier älterer herren, die wohl beide in einer rockband spielten, und denen man das muckertum quasi am ergrauten vokuhila ablesen konnte. die beiden standen auf einmal neben uns und begannen, ein achtzehnjähriges indiemädchen anzubaggern. und zwar mit dem spruch "sag mal, magst du musik?". im laufe des gesprächs stellte sich heraus, dass das mädchen in einer band mit dem nicht mehr zu übertrumpfenden namen "electra's forest" spielt. die muckermänner erzählten irgendwas zusammenhangloses von einer ac/dc- und guns'n roses-coverband. das mädchen stand auf und ging, zurecht, während sich die typen weiter über bühnenpräsenz und auftreten ihrer eigenen kapelle sorgen machten und zu der schlußfolgerung kamen, dass es eben abwechslungsreich sein muss: "du musst den leuten zeigen wo's lang geht. eine ballade darf nur mit keyboard und gesang sein."

nachdem sich gegen ende des abends die ober-appartschicks der antifa nürnberg so sehr über ein auf der tanzfläche von ihnen geschossenes bild erzürnten, dass der fotograf unter androhung von roher gewalt zum löschen von selbigem gezwungen wurde und ich mich eine stunde lang in einem streit mit einem typ vom sellfish-internetzine (ich werde den sinn von internetzines nie verstehen) im kreis drehte, war es zeit, den absprung zu machen.
zum glück war herr möller ausverkauft! this was fun!

Dienstag, Januar 16, 2007

so much staying alive and lovelessness.

Montag, Januar 15, 2007

die stadt ist nicht dein entertainer.

genau das sagte der bulle zu dem typ mit dem skateboard, und der typ geht danach in einen proberaum und macht mit ein paar anderen typen einen fantastischen song daraus.
mit zwei von den typen hab ich früher mal musik gemacht. und endlich machen die beiden, was sie am besten können: sie zündeln. diese band wird einiges niederbrennen, und dazu brauchen sie bis jetzt noch nicht einmal einen namen.
ich liebe diese jungs. füllen ganz heimlich die lücke zwischen shotmaker und interpol, retten mich aus meinem montagsabend-loch und verteilen im ganzen proberaum holzspäne von ihren instrumenten. nürnberg, watch out!

Mittwoch, Januar 10, 2007

do you want new wave or do you want the truth?

Samstag, Januar 06, 2007

camouflage yuppie. die freitag-nacht-foto-love-story.

während alle welt hier ist
bin ich zuhause und versuche mich, so gut wie möglich davon zu überzeugen, dass auch ich spaß am leben habe:
aber so recht klappen will das nicht, denn die wahrheit sieht schlimmer aus, als es photoshop-effekte zum ausdruck bringen könnten:
das ist es. mein leben. 12 monate lebenslänglich.
zum glück muss ich mich gerade zum erneuten male mit einem der feinsinnigsten geister des 20. jahrhunderts beschäftigen, mit hans blumenberg. und von dem kommt der folgende, ja geradezu folgenschwere ausspruch: "man kann das rechte nur tun, weil es die rechte zeit dafür gibt."
time is now, das wussetn schon die wipers. und mein lieblings-assi-discounter spielte mir den richtigen ball zu:
oh ja. ein abend mit meiner zulalala und, right: dosen-prosecco. pfandfrei. ein dreifaches oi! auf das k-wort und die lösung aller allzu menschlichen probleme.

Donnerstag, Januar 04, 2007

intergalactic.

schatzi und ich waren im planetarium. finally.
während der show, dem "abenteuer weltraum", durfte nicht fotografiert werden, aber seht euch dieses schaltpult an! davon werden etwa viertausend beamer gesteuert und der gottgleiche kern des planetariums:
der heilige himmel-simulator.
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gestern habe ich den zweiten schlechten film innerhalb kürzester zeit gesehen. gestern habe ich "garden state" gesehen. einen film, der sich des alten stoffes "verlorener sohn kommt nach hause" bedient, ihn mit gängigen klischees und allgemeinplätzen auffüllt: aussprache mit daddy, treffen von alten freunden, die alle irgendwie stehengeblieben sind, letztlich trifft der bub noch seine große liebe und alles ist gut und bleibt gut. semi-unoriginelle gymnasiastenprosa trifft den traum von der ewigen liebe, den es noch nie gab und in dem die filmindustrie uns aufzieht, bedürfnisse befriedigt, die sie selbst erfindet.
als wäre alles, wirklich alles stehengeblieben.
wie geistig arm ist das eigentlich? warum wird für solch abgeschmackten retortenmist geld ausgegeben? weil wir westlich, weil zivilisiert sind, geistig völlig ausgehungert und am verrecken sind, und zu retardiert, um es zu merken. das böse k-wort sage ich schon gar nicht mehr.

lord, take me back to the planetarium.

Mittwoch, Januar 03, 2007

we are the matched and numbered ones.

es ist großartig, wie sich das leben nimmt, was es braucht. aller planung und umsichtiger berechnung zum trotze. heute morgen, während meiner ersten haarwäsche im neuen jahr, wollte ich das blog-jahr noch damit beginnen, womit das letzte jahr eigentlich offiziell geendet hat: richtig, wiederholungstäter, musikblog.
aber das leben holt sich, was nötig ist, und was muss, das bleibt, und was herausmuss, das schreibt. und so lag ich auf der couch, um sieben uhr dreißig morgens, auf meinem bauch eine frühe katze und literatur in der hand. spanische gegenwartsliteratur. von roberto bolano. und plötzlich hatte ich bolano nicht nur in der hand, sondern überall an mir kleben, auf der zunge, an den händen, der ganze kopf war voll damit.
der 1953 geborene bolano galt als einer der hoffnungsvollsten autoren jener spanischsprachigen, literarischen gegenwart, wäre er nicht vor drei jahren an einer leberzirrhose verstorben. ich bin eher durch zufall und aus einem laikalen interesse an spanischer literatur zu ihm gekommen, meine neuerliche affäre mit ihm begann vor nicht ganz einer woche mit seiner letzten veröffentlichung, der phantastischen kurzgeschichtensammlung "der unerträgliche gaucho" (2006 erschienen bei kunstmann). in den dort enthaltenen sieben kurzgeschichten und essays entbrennt ein feuerwerk an allem, was bolano auszeichnet, wenn man den einschlägigen literaturforschern glauben möchte (und das will ich): da trifft magischer realismus auf poetischen rationalismus, manchmal wird an den worten und auch gerne an der eindeutigkeit gespart, aber immer mit kalkül, immer mit dem ziel, einen neuen, dem leser eigenen raum zu öffnen. ich muss an kafka denken, obwohl ich ihn nicht mag, und doch beherrscht bolano die sprachliche askese wie auch die exhibition des eigenen privaten genauso gut wie franze.
ein essay trägt den programmatischen titel "literatur+krankheit=krankheit", in dem er sich mit seinem eigenen, nahenden schicksal extrem offen auseinandersetzt.
eine andere kurzgeschichte, "der rattenpolizist", eine fabel aus dem reich der kanalratten, bildet einen allegorischen reigen auf das südamerika der jetztzeit. bolano, der ursprünglich aus chile stammt, hat ein gespaltenes verhältnis zu seiner heimat, hat sich immer als teil der linken gesehen, ist in späteren jahren nach spanien ausgewandert.
die meisten der hier versammeleten kurzgeschichten leben von einer kargheit, sind so unspektakulär, dass sie volle begeisterung erst nach lektüreende entfalten. gleich die erste geschichte des bandes, "jim", dauert nicht einmal zehn seiten und fängt den lesenden genauso schnell und packend, wie der todtraurige amerikaner jim, der plötzlich auf den straßen mexikos dem feuer eines feuerschluckers erliegt und seinen persönlichen geistern ins gesicht sieht.
der letzte essay des bandes, "der cthulhu-mythos", hat mich nach anfänglichem zögern am meisten beeindruckt. bolano liefert hier eigentlich einen bösen, beinahe zynischen und erstaunlich wütenden abriss über eben jene spanische gegenwartsliteratur, zu der er selbst zählt, und trifft damit das herz der gesamten literatur, das herz einer ganzen welt, egal welcher sprache:
"Um die spanischsprachige Gegenwartsliteratur steht es sehr gut! Ausgezeichnet! Bestens! Stünde es noch besser um sie, mir würde Angst und Bange. Aber immer mit der Ruhe. Es steht gut um sie, doch niemand muss einen Herzinfarkt befürchten. Nichts deutet auf größere Überraschungen hin. [...]
Lateinamerika war das Irrenhaus Europas, so wie die USA seine Fabrik waren. Die Fabrik ist inzwischen in den Händen der Vorarbeiter, und die Arbeitskräfte sind geflohene Verrückte. Seit über sechzig Jahren verbrennt das Irrenhaus in seinem eigenen Öl, seinem eigenen Fett. [...]
Heutzutage sind Schriftsteller Funktionäre, sind Schriftsteller skrupellos, gehen ins Fitnessstudio und lassen ihre kleinen und großen Leiden in Houston oder in der New Yorker Mayo Klinik behandeln. Vargas Llosas beste in Sachen Literatur erteilte Lektion war es, zu früher Morgenstunde joggen zu gehen. García Márquez' beste Lektion war es, den Papst in Havanna in Lackschnürstiefeln zu empfangen, García, nicht der Papst, der vermutlich Sandalen trug, während Castro Stiefel anhatte. [...]
Die Schriftsteller sind, worauf Pere Gimferrer ganz richtig hingewiesen hat, keine feinen jungen Herrn mehr, die auf gesellschaftliches Ansehen pfeiffen, und schon gar kein Haufen von Unangepassten, sondern Leute aus der Mittelschicht und dem Proletariat, die entschlossen sind, den Mount Everest der Anerkennung zu erklimmen, die nach Anerkennung gieren. Blonde und dunkelhaarige Söhne aus dem Madrider Provinzmilieu, Leute aus der unetern Mittelschicht, Leute, die hoffen, ihre letzten Tage in der oberen Mittelschicht zu verleben. Sie lehnen Anerkennung nicht ab. Sie suchen sie verzweifelt. Auf dem Weg dorthin kommen sie tüchtig ins Schwitzen. Bücher signieren, lächeln, in die Fremde reisen, lächeln, [...] niemals in die Hand beißen, die einen füttert, Buchmessen besuchen, [...] in den übelsten Situationen lächeln, [...] das Bevölkerungswachstum regulieren, immer brav Danke sagen. [...]
Gott segne Hernán Rivera Letelier, Gott segne seinen schnulzigen Stil, seine Gefühlsduselei, seine politisch korrekten Ansichten, seine ungeschickten Formfehler, denn ich habe dazu beigetragen. Gott segne die schwachsinnigen Nachkommen von García Márquez und die schwachsinnigen Nachkommen von Octavio Paz, denn ich habe diese Geburten zu verantworten. Gott segne Fidel Castros Konzentrationslager für Homosexuelle und die zwanzigtausend Vermissten in Argentinien und die erstaunte Visage Videlas und das greise Macholächeln Peróns, das über uns am Himmel schwebt, und die Kindermörder von Rio de Janeiro und das Spanisch, das Hugo Chávez spricht, das nach Scheiße riecht und Scheiße ist und von mir erschaffen wurde. [...]
Ohne Mama und Papa können wir nicht leben. Obwohl wir ahnen, dass es Mama und Papa waren, die uns hässlich, dumm und schlecht werden ließen, damit sie selbst vor kommenden Generationen noch besser dastehen. Für Mama und Papa war Sparen Überdauern, Werk und Pantheon bedeutender Persönlichkeiten, während für uns Sparen Erfolg, Geld, Anerkennung ist. Darum und nur darum geht es uns. Wir sind die Generation der Mittelschicht. [...]
Aber wir sind Nieten im Bett, und vermutlich werden wir wieder Mist bauen. Es sieht ganz so aus, als kämen wir aus dem Schlamassel nicht mehr heraus."