Freitag, Februar 15, 2008

gentle men.

Valina sind ein Monster. Sie sind gewalttätig und brutal. In Klang wie in Rythmik, in Lautstärke wie in Lyrik. Valina sind wie ein Messer, das mit den Jahren immer schärfer wird. Masse, die unter unglaublichem Druck zu Stein wird.
Valina sind ein Monster. Ein menschengemachtes. Mit jedem Album wird immer deutlicher, wie sehr es Menschen sind, die dahinter stecken, die hier um einen Umgang mit dem Unumgänglichen -der Realität- ringen. Die Songs sind fragil, ein Seelenhauch, der von einem Bleikopf hinweggeschleudert wird.
In jedem Monster steckt sie, die Seele. Es gibt da eine dramatische Seite in jedem Monster, diese Klimax, in dem die Gegensätze aufeinanderprallen, von wo ab der Aufstieg zum Fall wird. Das Zaudern des Seiltänzers. Und an der Sektion, der Autopsie dieses Moments arbeiten Valina immer präziser, wie ein Uhrwerk. Passend, dass sich das neue Album "A tempo! A tempo!" mit der Zeit an sich befasst.
Amüsant, dass ich bei Valina schon immer an Zeit gedacht habe, weil sie eine von den Bands sind, mit denen ich augenscheinlich alt werde. Bestandsaufnahme: Ihr Instrumentarium wird immer besser, meine Haare immer weniger, mein Musikgeschmack immer offener, Anatols Gesichtszüge immer strenger. Und seit bald sechs Jahren schaue ich immer wieder aufs erlesene Schuhwerk des Bassisten und schüttle den Kopf darüber, wie es zwei so gute Schlagzeuger in einer Stadt wie Linz geben kann.
Sie sind ernster geworden, aber nicht dieses ernste ernst, es scheint nur einfach so, als würde das, was Valina als Band wollen, mit dem, was tatsächlich dabei herauskommt, eine stille, feierliche Hochzeit feiern. Dabei wurden sie immer lauter und monumentaler, eine Leinwand, auf der sich ihre Spröde und Emotionalität großzügig verteilen lässt, ohne in Schubladen zu fallen. Gestern habe ich mit Nils überlegt, was es denn für gute österreichische Bands gibt. Außer Valina ist uns keine eingefallen. Ich gehe noch weiter: Valina sind wahrscheinlich die einzig relevante europäische Untergrundrockband dieser Zeit. Mir kommt nichts, absolut nichts vergleichbares in den Sinn, außer The Ex, aber das ist eine andere Geschichte, vor allem eine ältere. Abe eigentlich sind Valina schon lang selber zum Vergleichspunkt geworden. Die Steve Albini-Produktion weiß das zu unterstützen, denn es klingt verdammt live auf Platte, aber es ist trotzdem nicht möglich, die Wucht dessen einzufangen, was live geschieht; das Visuelle fehlt, bleibt nur in aufgeregten Erzählungen hängen: Das unendliche Wirbeln des Schlagzeugers, die sunn o)))-Rückkopplungen des letzten Songs, die gestische Umsetzung der Textzeile "the sun, the moon, the tides in between".
So geht der Sturz vom Drahtseil bei Valina doch immer gut aus; am Ende bleibt eine Wärme, etwas noch nicht Abgeschlossenes, vielleicht auch etwas gerade Aufgeschlossenes, das sich bewegen muss, das einen nicht vergessen lässt, wie sehr man man selbst ist; und wie großartig das doch ist.

Freitag, Februar 08, 2008

testament der angst.