Dienstag, Juni 22, 2010

unbroken, unshaven.


das letzte offizielle mixtape. ein jahr rum. 11 mixe, nur einen monat aussetzen. klar ist: jeden monat mach ich das nicht mehr, aber ab und an wird es hier noch mixe geben. ich bin gespannt, wohin sich der blog in seinem vierten jahr entwickelt. vielleicht doch wieder mehr richtung schreiben, hoffentlich - sicherlich - mit weniger self-exploitation als früher, ich kann es noch nicht ganz einschätzen, aber das ist mir in zeiten von facebookscher "egomasturbation", wie es eine freundin von mir ausdrückte, irgendwie nicht mehr ganz mein ding. mal sehen, ob es möglich sein wird, irgendwo dazwischen eine grenze zu ziehen.
oh mein gott, schland hat gerade sein erstes tor geschossen. was für eine scheiße. am ende des mixes hat sich ein kleiner kommentar zur wm versteckt, so als goodie.
ohne große umschweife: unbroken, unshaven.

the budos band - unbroken, unshaven
titeltrack. ein trauriges, blaxploitationlastiges soulinstrumental von dieser band aus dem tollen daptone records-umfeld. ich mag diese lone wolf-songs.

lou reed - walk on the wildside
gilt wohl auch dafür. aber nein, nicht nur finde ich das einen sehr spannenden, weil extrem minimalistischen bootlegmix, der den song in den vordergrund stellt und seine guten seiten en total zu optimieren versucht, daneben ist das original natürlich auch ein tolles lied. erschienen auf dem 72er album "transformer", nimmt sich der song an sich fast ausschließlich themen queeren lebens an - und das, wie ich finde, sehr unprätentiös, klischeefrei und daher auch heute noch hörbar. ich wünsche mir, dass das die folksongs in fünfzig jahren sein werden, die man im zeltlager singt, weil ihr inhalt inzwischen teil des common senses ist.

barr - my list of demands
das schöne an barr ist ja, wie introspektiv und gleichermaßen allgemeingültig seine songs sind - eine zeitlose qualität, das allgemeine am besonderen aufzuzeigen. ehrlicherweise raffe ich nicht ganz, worum der song geht - er spielt irgendwo und es kommt zu einer auseinandersetzung mit den veranstaltern? etwas viel persönlicheres? egal, guten pop macht ja auch seine retextualisierungsfähigkeit aus, und dieses lied hat genug großartige phrasen, um durch einen tag zu kommen. schön an barr ist auch sein insistieren darauf, dass es immer mehr als zwei seiten zu einem moment oder gefühl gibt; er relativiert alles, weist auf tendenzen hin, und verpackt es eben dennoch so gut.

stacy epps - motivation
this is not a love song. es gibt wenige lieder, zumindest fallen mir momentan nicht wirklich welche ein, die sich mit dem ende von liebe befassen und dabei darauf verzichten, das objekt, auf das sich die begierde/wut richtet, direkt anzusprechen oder in den mittelpunkt zu stellen. hier wird stattdessen psychologisiert - nicht zu dick aufgetragen, aber es geht um den ist-zustand der zurückweisung. trotz dieser objektivität packt der song - das ist epps' stimme geschuldet, die einen sofort umklammert, festhält, nicht allein lässt und das lied, auch das einsame lied, zum besonderen moment des gesellschaftlichen macht, das medium transzendiert - ähnlich auch wie barr.

future islands - tin man
eine herzplatte, die neue future islands. titel erinnert mich wahnsinnig arg an phil collins: "in the evening air" - hat auch einen massiven 80er-touch, die platte, gekreuzt mit diesem frankie stubbs-angelehnten leatherfacegesang. eine spannende kombination, auf albumlänge aber etwas ermüdend, weil die songs doch recht ähnlich gestrickt sind und auch inhaltlich alle in die selbe kerbe des unglücklichen, aber stolzen, sich seiner eigenen fehler als stärken vorgaukelnden dosenmann haut. trotzdem befinden sich mindestens zwei absolut herausragende songs auf dem album, einer davon ist "tin man", der andere ist der albumfinisher "as i fall", der liebeskummer und die
einhergehende verzweiflung auf eine einleuchtend kleine summe zusammenkocht:
"I can't touch you anymore,
I can't tell you how I feel,
as I fall,

You would walk."


mio myo - cannibalism
bringing the karibik back into pop, die zweite. ariel pink war vor zwei jahren einer der ersten, der diesen mutigen - und mich ehrlicherweise bis heute etwas ratlos zurücklassenden - schritt tat. ratlos, weil ich mich zwar der verführungskraft dieser rhythmik und melodienfolgen nicht erwehren kann, es aber andererseits ein wenig seltsam finde, eine ganz kultur auf steeldrums et al runterzukochen und zur gebrauchsware zu degradieren - i'm sorry, aber ich bin mit paul simon und "sunshine reggae" großgeworden.
anyway - abgesehen davon finde ich diesen song von nürnbergs derzeit bester indie-pop-band total großartig, ebenso wie das gesamte neue album "hyperromantic symbolism", das -dicke props- im übrigen komplett ohne label oder vertrieb erschienen ist.

urban tramper - my grand plan
selbiges gilt auch für urban tramper aus neuseeland, die gerade auch auf eigene faust eine europatour buchen. ich finde das süß, und mutig. hab mich schon gefreut, als vor gut einem monat, auch persönlich von der band, die single bei radio z ankam. man muss einfach mal kurz daran denken, dass das heute kaum eine band mehr macht, und was da trotzdem noch dahintersteckt, einen minikleinen communitysender irgendwo in deutschland ausfindig zu machen und sein zeug dort selbst hinzuschicken. schon allein das ist toll, und dazu macht der song auch noch ewig viel spaß.

crocodiles - sleep forever

für mich inzwischen die schwachstelle des mixes. ich mag die crocodiles irgendwie, und freute mich, als es den track als freien download gab, aber er verliert ziemlich schnell an spannung - zu sauber nachgespielt, zu viel offzielle manchesteranleihen und my bloody valentine-fetischismus.

einstürzende neubauten - die befindlichkeit des landes

passt ja zur wm: "alles nur künftige ruinen / material für die nächste schicht". die neubauten sind natürlich nicht mehr wirklich dran am zeitgeschehen. seit...30 (!) jahren machen sie das nun schon, klar, zahmer klingt das heutzutage, oder eben schon 2000, als "silence is sexy" herauskam. dass solche songs nie an aktualiät verlieren. auch abseits der wm ein eindriglicher, angst schaffender text, ohne dass blixa zu dicke auftragen würde.

black eyes - on the sacred side

was ich an den black eyes immer mochte, das war ihre art, texte zu schreiben. sehr lyrisch, aber doch konkret verknüpft mit einzelereignissen. "on the sacred side" handelt von der landung der ersten europäischen schiffe auf dem amerikanischen kontinent und mithin von "missionierung" der indigenen bevölkerung. mit gewalt, mit wasserfolter, mit gott.

double dagger - no allies

mittneunzigeremocore wird der neue heiße scheiß - ich hoffe es zumindest, wenn ich diese band höre. mei, was soll man groß sagen? screamalong-refrain, es geht um freundschaft und loyalität, zu gleichen teilen noisy und poppig, und sehr dynamisch, punktgenau eingespielt. the young idea is back. by the way hat die band eine total großartige website.

awesome colour - flying
sowas bringt thurston moore also inzwischen auf seinem label ecstatic peace raus. eine beinahe revolutionäre scheibe. scherz beiseite. hüsker dü und der sst records-backkatalog lassen grüßen. es gibt zwar schlechtere referenzen, aber letztlich haben awesome colour gewissermaßen eine retrorockplatte geschaffen, die in den unangenehmsten momenten eine schweinerockbreitseite besitzt, zwar nie unangenehm und übertrieben männlich, aber nach muckern klingt es dann doch leider nur zu oft, auch weil die stimme so einen klassischen touch hat.

superchunk - learning to surf
eine von diesen bands, die genau ihr ding machen, unspektakulär und sympathisch, genau wie dinosaur jr oder yo la tengo. alle paar jahre eine platte, wenn man halt gerade zeit und lust hat. dementsprechend inspiriert gehen sie dann auch ans werk und erfinden sich jedes mal wieder neu, auch wenn es natürlich immer nach superchunk klingt. ernsthafterweise möchte jedoch auch niemand von j mascis & co eine platte mit fidgethouse-einflüssen hören.
und sie sehen bei aller antiquiertheit immer noch frischer aus als dinosaur jr.

celebration - pressure
eine der bands, die ich imer gerne richtig großartig finden möchte, aber so ganz haut es nie hin. zwar hört man dem song wie auch dem album die andrew sitek (tv on the radio)-produktion an, aber deren dynamiken erreichen celebration doch nie. einen besseren vergleich finde ich schon die späten 90 day men, wenn auch celebration wesentlich souliger, aber nicht weniger morbide ans werk gehen.

sight below feat. tiny vipers - new dawn fades
was soll man groß schreiben. der perfekte song. ein cover, beinahe zugeschnitten auf die stimme der winzigen viper und die jungs von sight below gehören in diesem bereich von klassisch angehauchtem, melancholischem ambient/drone auch zur oberschicht. miau.