Dienstag, April 10, 2007

what's mine is yours.

information overload in den letzten 36 stunden und ich weiß nicht, wo anfangen. lebenshilfe, überall wo man hinsieht.
ostersonntag war ich das erste mal seit einem guten jahr wieder im kunstverein. eigentlich nur, um mir schnell die screamo-franzosen von myra lee anzusehen, doch auf den kunstverein ist verlass, und daher gab es nicht nur ganze drei bands an einem sonntagabend, sondern auch einen konzertbeginn um dreiviertel elf, der auf den flyern für acht uhr angekündigt war.
überraschenderweise waren myra lee dennoch die erste band des abends, und ich sah mich schon gleich danach nach hause fahren. pardon by the way für die miserablen fotos, die oft den großteil der seite ausmachen.
danach noch ein wenig gequatscht, und plötzlich war ein ganz neuer lärm im raum. free jazz vom ziemlich großartigen jooklo duo aus italien. zwei bzw. drei recht junge musikerInnen an saxophon, schlagzeug und percussion, die recht ausgefallen und vor allem sehr körperlich mit ihren instrumenten spielten, die instrumente auf unterschiedlichste, oft völlig entfremdete weise einsetzten. sax als schlaginstrument, drumkit, um insektengeräusche nachzuempfinden. mit einem wort war ich völlig begeistert und zugleich vor den kopf gestoßen. es war ja aber auch mein erstes mal free jazz. wow. und keine fotos, weil alles verwackelt. schreiber, bleib bei deinen stiften. obwohl. meine sauklaue auch niemand lesen kann.
über mich selbst musste ich mich im zuge dieses happenings auch wundern: vor einigen jahren hätte man mich mit free jazz noch sonst wohin jagen können. in sachen musik (und leider nicht nur da) neige ich wohl oft zu extremen behauptungen, einschränkungen und darauf folgenden fluktuationen. schließlich habe ich mit 18 mal oipunk gehört und fand schon so nen scheiß wie fugazi völlig daneben. mit 22 habe ich dann fugazi gehört und fand so nen scheiß wie amon tobin total assi. zum glück ändern sich die zeiten.
passend dazu hat endlich einer meiner liebsten heimischen musikalischen querdenker aka herr lindemann endlich einen blog auf seiner nurotic soundsystem-seite, auf dem er ab sofort jede woche seinen persönlichen burner vorstellt.
noch mehr hilfen für den täglichen kampf und wider dem stillstand gibt das new yorker wooster collective, eine täglich oft mehrmals aktualisierte seite mit allerlei fantastischen bildern, filmen und neuigkeiten rund um streetart und rückgewinung urbanen raumes. die seite beschränkt sich aber nicht darauf, sondern geht einen schritt weiter, manchmal in richtung etablierter kunstszene oder in ganz andere ecken und zeigt beispielsweise auch coffee art:
das ist für mich eine gute ergänzung zum visual resistence kollektiv, das sich eher mit den diy- und selbstbestimmungsaspekten von streetartkultur auseinandersetzt und mit einer großen how-to-rubrik aufwartet. mittendrin findet sich dann auch folgendes zitat:

"One of my first, and most passionate stenciling experiences was a response to street harassment I had been experiencing on a constant basis one summer at one specific area in my old town. It was really upsetting for me to live in a town for so long and feel so little entitlement, respect, or safety (emotionally and physically) on the streets I walked everyday. There was one area in particular where I got catcalled, followed and harassed constantly. One night it quickly built up inside me to the point of heartache, anger and sadness. I felt so unsafe on these streets that should have felt like home. I made a 3 foot tall stencil of an old fashioned picture frame with a portrait of my mom inside it. I put it up on a highly visible wall where I was frequently harassed. I took back my streets in a tangible way that felt phenomenal. While I was not physically safer, emotionally I was eased by this comforting and personal image. I had changed the landscape. I hoped that because the image was both of a woman and created by a woman it would act as a female presence in male territory."

eine weitere verbindung von kunst, öffentlichem raum und persönlicher selbstbestimmung versucht auch das kommerz-team in kassel zu schaffen, die eng mit dem kassler haus verbandelt sind. die seite verbindet sich aber leider noch ein wenig im aufbau.