Freitag, April 06, 2007

the human head too strong for itself.

zurück aus dem urlaub, zurück in die zukunftsangst, zurück in den alltag. wiedereingliederungsversuche ins gesellschaftsspiel, das große, das kleine, das mensch ärgere dich nicht und das ewige versteckspiel mit der königin vor dem schachmatt. es erscheint magisch und erschreckend, auf wie viele verschiedene weisen und mit was für einer geschwindigkeit und wucht mich der alltag wieder einsaugt. vor vierundzwanzig stunden saß ich noch im auto auf dem rückweg von hamburg, jetzt bin ich hier angekommen und muss mir gedanken machen um mein profil für die kommenden monate. lernen und sich im kreis bewegen. staatsexamen, um dann endlich für die größte und korrupteste firma von allen arbeiten zu dürfen. bonjour tristesse. say goodnight to the bad guy.
abgesehen von dieser momentaufnahme bekam ich in den vergangenen sieben tagen so viele hoffnungsvolle, amüsante tritte in den arsch, dass ich hoffe, davon noch in mehr als absehbarer zeit zehren zu dürfen.
endlich im craftista zu köln gewesen. eigentlich sollte es ausschließlich solche läden geben. idealismus rult eben doch noch um einiges mehr als alles andere. und kaffee mit sojamilch sowieso. nikita hat mich mit thavius beck angefixt, ich habe mir das neue buch von ian svenonius, "the psychic soviet", zugelegt, und bin schon vom ersten kapitel vollauf begeistert. und von der verpackung: pinker einband, form und größe einer taschenbibel. danke. in einem interview mit dem discorder magazine erklärt svenonius, warum die idee, dass jedwelche form von rock'n'roll an und für sich konterkulturell wäre, eine bloße illusion ist:

"Well, that’s what’s addressed in my essay “Rock ‘n’ Roll as Religion,” which talks about rock ‘n’ roll as an enormous ideological putsch, as radical an ideological transformation as has ever been initiated by any of the revolutions throughout history. Meaning that, when rock ‘n’ roll took over from Christianity as the paradigm of American culture, it was a coup d'’etat. It happened without announcement. And it has to do with economic forces; the old style of plutocratic capitalism was based on slave labour, this kind of serfdom that most people had to endure, so Christianity was a way to placate the masses and tell them that poverty was noble and that they were going to be rewarded in the afterlife. Now, rock ‘n’ roll is the opposite of Christianity, but it’s very similar in a way, too. It’s aping the template. We have saints and blind faith and a kind of mystical fervour, but it’s saying the exact opposite things from Christianity: you need it all immediately. Consumerism is saying binge, and get it all, and sex is great. It’s based on the Keynesian economic system. And of course Keynesianism is a kind of fascist model of government where it’s a collusion between corporate power and federal government power. It’s based on consumerism. So, really, rock ‘n’ roll is a way of getting people out of a Depression mentality and the Christian ethos of denial."
rock'nroll als kapitalistischer kult. danke ian. danke elena. danke nikita.
am abend haben wir uns auch endlich die "american hardcore"-doku angesehen und ich fand sie erstaunlich gut. während die meisten der interviewten akteure (von akteurinnen brauche ich nicht zu sprechen, nach meinung der interviewten gab es eigentlich keine frauen im amerikanischen hardcore) eine glorifizierung der alten tage im sinn hatten, schafft es der film, durch seine bloße kommentarlosigkeit ein bild zu zeichnen, dass die geschichte auf das reduziert, was sie zu großen teilen war. pubertäre jungs und sinnlose gewalt. da kann jack grisham noch so oft lachen, wenn er sich selbst als "mouth-pissing rapist" bezeichnet oder eine gang green-hohlbirne davon erzählt, wie geil es war, ein kid, das versäumt hatte, eine show zu buchen, zusammenzuprügeln. der film glorifiziert eben nicht. und entlarvt hardcore als das, was ihn für mich auch zu großen stücken ausmacht: phrasengedresche, körperkontakt ohne nähe und intimität, notwendige, oftmals sinnlose jugendliche rebellion und konservativismus. jaja. früher war alles besser.
so also war köln. kurz vor meiner abreise spürte ich ein kratzen im hals, auf dem rastplatz remscheid, an dem ich einen 20 meter hohen hang hinunterpurzelte (aber das ist eine andere geschichte) war die diagnose klar: seitenstrang-angina.
und morgen: hallo hamburg.