Donnerstag, Februar 15, 2007

a reference to the hero's good fortune, not his character.

heute morgen ist es passiert. ich habe das erste graue haar an meinem kopf entdeckt. es ist seltsam, wenn man dieses alter erreicht, das man als kind als alt wahrgenommen hat. damals gab es ja noch kein dazwischen, nur einen selbst und die, die alt waren. die hatten, wenn überhaupt, graue haare, feinen, wenn auch geschmacklich eher verhandelbaren zwirn, einen ring am finger und probleme.
alles, was jenseits von solchen äußerlichkeiten kam, hat man ja nicht gesehen, konnte man auch gar nicht und mehr gab es auch oftmals nicht.
ich bin gerade recht froh über dieses haar, auch, wenn ich erstmal völlig schockiert war. ich bin inzwischen also so alt, dass ich graue haare bekomme und lebe immer noch mein ding. ich bekomme, ganz anders als meine übrigen männlichen verwandten, augenscheinlich graue haare, bevor mir ebenjene ausfallen. und meine probleme sind auch immer noch andere.

die jungle world bietet diese woche zum beispiel einen recht interessanten artikel zum erlass eines neuen transsexuellengesetzes, innerhalb dessen einmal mehr klar wird, wie verbohrt diese gesellschaft immer noch ist. und wenn da ein gesetz aus dem jahr 1957 zitiert wird, in dem homosexuelle handlungen als strafbar deklariert wurden und wo es heisst dass »schon die körperliche Bildung der Geschlechtsorgane [...] für den Mann auf eine mehr drängende und fordernde, für die Frau auf eine mehr hinnehmende und zur Hinnahme bereite Funktion« hinweist, dann muss ich lächeln, denn daran hat sich bis heute nichts geändert. vor gut zwei monaten habe ich mir meine letzte offizielle hausarbeit, korrigiert von einem in fachkreisen geschätztem geschichtsprofessor, abgeholt.
die arbeit beschäftigte sich mit den geschlechterrollen im alten rom und sobald ich das wort "gender" fallen ließ und auf einen unterscheid zwischen biologischem und sozialem geschlecht hinwies, war mir der argwohn des dozenten sicher. das fängt damit an, dass ich "verwegene hypothesen" aufstelle, geht darüber, dass das wort "rollenkonstrukt" ja schon "für sich, nein besser, gegen sich" spräche bis hin zur behauptung "jeder dummkopf ohne ahnung glaubt da, mitschwäken zu können und zu müssen. ich glaube immer noch, dass es von natur aus geschlechter gibt!". natürlich, gender-fragen sind da nur "pubertäres geschwätz". der fairness halber muss ich anmerken, dass ich trotzdem eine 2 auf die arbeit bekam, aber darin spiegelt sich trotzdem die fehlende sensibilisierung der meisten menschen für ein solches thema wider. ich freue mich jetzt schon auf meine kommende zeit als lehrer und die aufgebrachten kollegen und eltern, wenn ich meinen kids den obigen jungle world-artikel vorsetze.

aber davon will ich mir keine grauen haare wachsen lassen. lieber höre ich mir da the sads an, eine ein-mann-band aus l.a., die dieser tage auf dem fantastischen teenage teardrops-label ihr erstes album veröffentlicht. auf der teardrops-myspace-seite gibt es einen song anzuhören, und der ist groß. da teardrops zur zeit noch keinen europa-vertrieb hat, wird es noch ein paar wochen dauern, bis ich mich hier in lobhudeleien über die platte ergehe, aber dann folgt auch gleich noch ein review über no age. die sind ebenfalls auf teardrops, setzen sich aus zwei ehemaligen wives-mitgliedern zusammen und sind angeblich gerade neben barr eine der aufregendsten live-bands der szene. da mach ich mir um meine kopfbedeckung gleich weniger gedanken.