Sonntag, Oktober 29, 2006

status anxiety.

schrecklich, wenn man mal nicht zum schreiben kommt. rundumschlag again.
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dj/rupture und filastine waren in nürnberg. file under: party des jahres. danke desi. und filastine war deutlich besser, weil einfach mehr passiert ist, weil das mehr dringlichkeit hatte. während herr rupture die allgemein erwartete drei-plattenspieler-one-man-show abgezogen hat und somit nicht über meine erwartungshaltung rauskam, hat mein persönlich unterschätzter außenseiter filastine schon deshalb gewonnen, weil er einen einkaufswagen als percussion-instrument benutzte und die sounds danach nochmals versamplet hat. auch war der rest seines sets gewagter, mit deutlich diverseren einflüssen als bei seinem labelboss. hatte einfach mehr live-atmosphäre. fotos hat frau mascara gemacht, ich hab mich dann doch mehr aufs abspacken konzentriert.
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mönster veröffentlichen mit "arms" die einzige hardcore-platte, die ich mir dieses jahr kaufe. nicht nur weil der müller das grandiose und ausgestanzte album-cover gemacht hat, sondern auch, weil mir eine solche platte pro jahr wohl auch irgendwo reicht. und "arms" eben alles hat, was zu einer guten genre-platte gehört. unter anderem auch erklärungen zu den zugegebenermaßen manchmal (aber nur manchmal!) etwas clumsy lyrics. großartig der song "the ideological restrictions of dr. money", wobei es dr. money wohl wirklich gab und er versucht hat, das biologische geschlecht eines gesunden zwillingsjungen zu verändern, der durch einen tragischen unfall seinen penis verloren hatte. aber soziales geschlecht lässt sich eben nicht so einfach konstruieren; am ende nimmt sich sowohl besagter zwilling als auch sein gegenstück das leben.
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passend dazu habe ich angefangen, das etwas durchwachsene buch "feldforschung" von fsk-kopf thomas meinecke zu lesen. das buch ist eine art ergänzung zu der wohl ebenfalls durchwachsenen ausstellung das achte feld. geschlechter, leben und begehren in der kunst seit 1960. aber ehrlich, die kurzgeschichte "kings and queens", die eine art imaginäre diskussinsrunde verschiedenster genderforscherInnen darstellt, die sich darüber streiten, wie die korrekte bezeichnung für eine frau ist, die bewusst wie eine drag queen auftritt, ist ein fantastischer exkurs über den definitionswahnsinn und die wichtigkeit der abgrenzung und genauen definition dieser bereiche. "what's gender anyway?" frage ich mich also am ende dieser woche und bin ganz zufrieden, dass ich gegenüber verschiedenen menschen vielleicht auch verschiedene geschlechterrollen annehme(n kann) und ganz glücklich damit bin, mich nicht festlegen zu müssen.
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"sacrifez les boulets": vor einem jahr wurden die zwei französischen jugendlichen auf der flucht vor der polizei in einem trafohäuschen geradezu atomisiert, und auch die banlieue-riots jähren sich damit zum ersten male. donnerstag war ich noch voll auf seiten der krawallerie, auch weil die bullen in nürnberg zeitgleich durchdrehen und das sogar der bild einen aufschrei wert war...:
heute, sonntag, hat sich alles geändert. die riots haben das erste zivile opfer zu beklagen, und das ausgerechnet in marseille, wo gerade die unglaubliche tina wohnt und deswegen hoffentlich trotzdem einen schönen geburtstag feiert. happy birthday small wonder.
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die woche der brände. in münchen wird eine türkische frau von ihrem ehemann auf offener straße mit einem messer attackiert. danach übergießt er sie mit benzin und zündet sie an. ehrenmord oder eifersucht, es spielt doch keine rolle. tausende von anderen frauen wird dadurch der mut genommen, sich von ihren prügelpatriarchen zu trennen. fuck gender. fuck gender.
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da fällt es schwer, dazu überzugehen, dass es auch erfreuliche dinge gibt. zum beispiel mit downdownbille eine öffentliche weinprobe in nürnbergs tram-system zu machen. ein abend, zwei flaschen wein, gläser, von einer ecke nürnbergs zur nächsten. wissenswertes und interessantes, persönliches und amüsantes über einen ort, den ich doch manchmal ganz gern heimat nennen möchte, speziell nach abenden wie diesen. mindmapping galore. es sind solche dinge, die mich oft von einer woche zur nächsten kriechen lassen. die das elend relativieren, weil man plötzlich leuchtet wie ein stern.
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selbe kategorie: here comes conclusion bekommen das angebot vor make believe zu spielen und ich mach gleich mal einen auf tim kinsella.
der gelungene abschluss war der heutige spaziergang durch den marienbergpark. herr kaputt und miss jessthreat packen die fotos aus. treffen carsten und carsten, die alten joggernasen. hoffentlich bleibt die nächste woche trotzdem etwas unspektakulärer...










5 Comments:

Anonymous Anonym said...

die frau war irakerin nicht türkin, aber das ist jetzt leider auch schon egal. k

7:04 PM  
Anonymous Anonym said...

und warum bitte "fuck gender" in bezug auf diese gewalttat? kapier ich nicht.

4:33 PM  
Blogger f.j. kaputt said...

weil ich davon ausgehe, dass der typ ja nicht als "intensivtäter" geboren wurde, sondern - neben anderen einflüssen - die konstruktion seiner sozialen geschlechterrolle dazu beigetragen hat, dass er es überhaupt als sein recht auffassen konnte, gewalt in dieser form über einen anderen menschen ausüben zu können, zu dürfen.

6:39 PM  
Anonymous Anonym said...

ach so. naja. das ist mir irgendwie ein bisschen zu nah an einem "alle männer sind potentielle gewalttäter, weil sie halt dazu erzogen wurden" oder an einem "die gesellschaft hat ihn dazu gemacht". das stösst mir genauso sauer auf wie früher vergewaltiger als "triebtäter" irgendwie so halbwegs, wenn nicht entschuldigt, dann doch zumindest als nachvollziehbar in ihren taten begriffen wurden, in einem "die können halt nicht anders" sinne.

3:55 AM  
Blogger f.j. kaputt said...

ich bin ja auch der auffassung, dass alle menschen potentielle gewalttäter sind.

1:51 PM  

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