Montag, Oktober 16, 2006

all roads lead to ausfahrt.

das nomeansno-zitat geht mir nicht mehr aus dem kopf. von mittwoch bis sonntag auf tour mit here comes conclusion und den furiosen herren von telemark.
vor der tour: bangen, weil mir schon wieder fünf tage fehlen, die ich eigentlich an meiner zulassungsarbeit sitzen müsste, gemischte gefühle, als der bus beladen und losgefahren ist. kurz vor erlangen verschwindet all das. langsam, aber doch recht schnell. aus den miniboxen von manos bus donnert das neue hold steady-album. die nächsten tage erwischen mich immer wieder dabei, wie ich ziellos umherlaufe und "gonna walk around and drink some more" singe.
auch total aufregend: als ich am morgen erwache, hat sich der gelbe schnürsenkel, den ich seit 12 jahren um den arm trage, endgültig verabschiedet. der war aus meinem letzten paar springerstiefel. kurz vor meiner ersten tour ist also meine jugend offiziell beendet. ein gutes omen.

erste show: das haus in kassel. klein, gemütlich, gutes essen und große freude. der lokale veranstalter entpuppt sich als christian, der die letzten paar monate in nürnberg saß und ein praktikum in der desi machte. wiedersehensfreude gibt es auch für nils und carsten, als telemark nach einer halben ewigkeit auftauchen. ansonsten bleibt der erste abend eher zurückhaltend. gegenseitiges beschnuppern der tourpartner - telemark haben noch ihren freund marek aka anna loog mitgebracht - , erste show: nun ja. nun ja, denn es kamen wohl gerade mal eine hand voll zahlender gäste. tatsächlich, es waren nicht mehr als fünf. nach dem konzert enden wir alle zusammen in der mutter, einer netten kleinen punkrock-kneipe umme ecke. die vielfachen witze, die sich aus dem namen der kneipe ergeben, werden bis zu ihrem tiefpunkt ausgelotet, sicherer indikator, dass wir ins bett sollten. der letzte gast außer uns: ein typ, der aussieht wie harry rowohlt und auf den klangvollen namen "angie" hört. nils glaubt wieder an den weihnachtsmann und der mutter-besitzer erklärt uns, dass er angie demnächst in einen einkaufswagen packt und mit zu sich nach hause fährt.
wichtigste erkenntnis der ersten nacht: herr redmann besitzt ein recht markantes schnarchen, welches nach einer kaffeemaschine klingt, die gerade die letzten tropfen durchprustet. zweitwichtigste erkenntnis: herr redmann ist frühaufsteher und hat noch keinen tourrythmus gefunden. gegen 05.00h ist die nacht für einen kurzen zeitraum beendet.
beim frühstück ist alles recht still und wir brechen recht fix auf, um die vier stunden nach dresden herunter zu reißen.carsten und christian.

an einer tankstelle auf halber strecke werden wir nicht nur an nürnberg, sondern auch an die klimaveränderung erinnert: vor nicht ganz einer woche ist hier ein mini-tornado durchgewütet und hat ein kleines, aber verheerendes chaos angerichtet. here comes conclusion hat ein wenig angst.
sonnenuntergang, kurz vor dresden. schon wieder rast. mein körper mag keinen club mate.
the infamous bock in dresden. sein gesichtsausdruck trifft's ganz gut: igitt, schon wieder niemand da. die veranstalterin der chemiefabrik hat uns als smart ass dynamite angekündigt und uns vor eine indiedisco namens "jugendtanz" gebucht. klar, dass es da publikumsmäßig nur bei 10 leuten zu einer überschneidung kommen konnte. trotz oder gerade wegen unserer genervtheit drehen wir ein wenig mehr auf, mano baut ein paar spontane und auch uns überraschende schlagzeugbreaks ein und wir begeben uns kopfschüttelnd und ein wenig zu spät ins az conni, wo wir die nacht verbringen. diesmal übernehme ich carstens frühauferstehung und bin dafür den rest des tages umso geschlauchter. zumindest ist das frühstück ganz fantastisch. mano macht avocadomus und zum abschluß schließen wir noch freundschaft mit helga dem dackel. ich bin fest advon überzeugt, dass wir tourtiere brauchen. zum beispiel einen laubfarbenen dackel.

es ist freitag, der 13. eigentlich war alles kommende beinahe absehbar. also. auf nach berlin. auf nach berlin.

ein hoch auf unseren busfahrer busfahrer busfahrer! mano fährt mit einer kleinen ausnahme die gesamte tour straight durch.
...auch, als in berlin der wagen schlapp macht. lichtmaschine kaputt. glück im unglück: telemark sind schon in der nacht zuvor in die bundeshauptstadt gefahren. der viel zu große anhänger, den die jungs für die tour mieten mussten, lohnt sich plötzlich. dafür beginne ich berlin einmal mehr zu hassen.schneller als telemark war jedoch der fantastische gelbe engel vom adac da, um uns abzuschleppen.
v.l.n.r.: marek, gelber engel, mano, nils, björn.
in da club: björn baut schonmal auf, während ich eine 24-stunden-grippe ausbrüte und carsten und mano mit in der werkstatt sind, um den bus reparieren zu lassen.

der kleine tapfere marek vs. den angry mob. das etwas beschränkte berliner publikum kann mit synthie-sounds nicht allzu viel anfangen. und das, wo der mann tatsächlich schonmal einen nummer eins-hit geschrieben hat, der von einer eher zweifelhaften band, die mit ooo anfängt und mit mph endet, gecovert wurde und so ähnlich heisst wie ein famoser bayrischer spitzenpolitiker.
dafür tobt der laden bei telemark und wohl auch bei uns. ein gutes gefühl macht sich breit. wir mögen vielleicht schlecht sein, aber anscheinend ansprechend. auch wenn ich nach dem dritten song unsererseits die gitarre hinschmeisse und richtung toilette renne, weil ich kotzen möchte. magenscheisse. der berlin-virus hat einmal mehr zugegriffen.
men at work eins. björn. gibt alles. und trägt dabei immer langärmlige hemden.
am nächsten tag. men at work zwei. max und carsten. letzterer hat die nacht beinahe durchgemacht und war trotzdem wieder der erste, der wach war. im gegensatz zu björn, den telemark gegen 10.00h versuchen aufzuwecken. das auf ihn geschüttete wasser wischte er mit einem schlaftrunkenen schmatzer aus dem gesicht, das für ihn erdichtete lied wiegt ihn noch mehr in den schlaf.
einer der hunde von veranstalterin franny. nicht aus diesem bild ersichtlich: etwa eine sekunde später wird der hund nach der visitenkarte in carstens hand schnappen und sie versuchen aufzuessen. er weiss: manche informationen werden gefährlich in den händen dieses mannes.für mehr shows von tieren für tiere.
urte schenkt mir am abend zuvor tausend kleine plastikkätzchen. nilsens fuß findet das ungut. keine katzen im bus. ich muss erwachsen werden.auf dem weg nach halle. auf du und du mit den stars. einige zeit zuvor gibt herr redmann eine recht aufregende evan dando-impersonation. video davon gibts auf der murdochspace-seite.ankunft halle. "frohe zukunft". so haben wir uns das vorgestellt. aber es kommt anders. bilanz: wunderschöne kleine stadt, vier besetzte/selbstverwaltete häuser, unglaublich bunte und sympathische szene. und das in der stadt mit der größten abwanderungsrate deutschlands. leute, zieht nach halle. ich ziehe mit.
diesmal sind wenigstens telemark als ex-smart ass dynamite angekündigt. wir veröffentlichen dafür auf x-mist. fairer tausch. auch wenn wir nun "mist-core" machen. oi. die bayern-bauern kommen.
die reilstr. 78, in der wir spielen, ist eines der schönsten häuser, das ich je gesehen. alte villa, viele verschiedene, liebevoll gestaltete räume, nette menschen, das beste essen der tour: veganes pilzragout mit blaukraut und klößen. insgesamt spielen fünf bands an dem abend, die hallenser crowd steht alles taspfer und mit viel freude durch. man beachte übrigens den halbtoten seefahrer-fred ohne backenbart im giger-style. diesmal bekommt nur mano angst.
eine der anderen bands wirft sternchenspeier in die menge. aus unserem esslinger seifenblasencamp wissen wir, was zu tun ist. marek ist überglücklich, weil die meute hier wesentlich offener auf ihn reagierte als in berlin. nils findet nur das irre licht gut.
wir spielen gegen 02.30h. volles set plus zugaben. der letzte rest falschen stolzes bricht von uns. carsten und ich spielen im publikum, telemark brennen danach den rest des publikums nieder. fast 200 leute kommen. gegen 06.00h versuchen wir uns zu verkriechen. die große überraschung: in unserem zimmer schläft unerwartet der "thermatik"-typ, der uns schon zu beginn des abends mit den worten " es ist noch ein langer weg bis zum weltfrieden" begrüßt. ein paar gespräche später frage ich immer mehr nach den unzusammenhängenden dingen, die er uns erzählt, nur um sicher zu gehen, dass es da wirklich keine verbindungen zwischen den einzelnen sätzen gibt.
zwar redet er nicht im schlaf, dafür verwandelt er sich in den "gummistiefel"-typ. der gesamte schlafraum ist zugedünstet mit dem zarten odeur seiner füße. das ist vergleichbar mit dem versuch, einen weltrekord im gummistiefeltragen aufzustellen. zusammen mit telemark schaffen wir es nach einer viertelstunde, ihn aus dem zimmer zu bringen. auch wir verlassen den raum, da keiner von uns darin atmen kann. echt. selbst am nächsten tag krieg ich den geruch nur schwer aus den klamotten. als würde der duft leben.

nächster morgen. klassenfoto. nächstes klassentreffen: 23. bis 25.11. ich freu mir. und mach auf dem foto mal wieder einen auf blinden seher.
back in nbg. mit den mützen ist die wintertour festgeklopft und gedeckelt.