Sonntag, Dezember 17, 2006

more sweet soul.

am letzten dienstag war es soweit. ich hatte meine letzte audiopets-sendung. ab januar werden die wunderbaren quirin und micha mich zu zweit ablösen.
der abschied war leichter als gedacht; gerade bin ich recht froh darüber, mich nicht mehr jeden monat einmal nachts in sendestudio zu schleppen oder mich - unter einem gewissen druck - mit neuer musik versorgen zu müssen. es ist eigentlich dieses "müssen", das ich zur zeit versuche, so weit wie möglich aus meinem leben zu verbannen. auch wenn ich den vergangenen zweieinhalb jahren schon die ein oder andere träne hinterherweinen werde. nie wieder kann ich "kiss the bottle" von jawbreaker spielen!!!
letztes lied des langen abschieds war lungfish's "opress yourself". gut so. und dank an all die netten anrufer.
---
und wider dem ganzen müssen rollte auch schon das wochenende auf mich zu; zwei tage minitourwahnsinn mit here comes conclusion und ten volt shock.
vor dem eigentlichen start musste ich allerdings erneut erfahren, dass glücklichsein an sich blöde macht. ich steige auf dem weg zu mano zweimal hintereinander debil lächelnd in die falsche straßenbahn ein und brauche für die strecke etwa genauso lange, wie ich auch zu fuß gelaufen wäre. lesen bildet. vor allem bei der beschriftung öffentlicher verkehrsmittel. zu allem überfluß weist mich mano schließlich darauf hin, dass von meiner wohnung zu seiner eine fast perfekte u-bahnverbindung existiert. ich kann nur noch einmal an dieser stelle darauf hinweisen, dass ich in einer nur minimal größeren stadt wahrscheinlich jämmerlich krepieren würde, weil ich den weg nach hause nie wieder fände.
erste station der konzertreise ist, genau wie schon im rocktober, das haus in kassel.

soundcheck here comes conclusion. innen warm, außen kalt.
die unglaublichen ten volt shock. je öfter ich die band sehe, desto mehr muss ich an drive like jehu denken, und das im besten aller sinne.

nach dem feinen konzert begeben wir uns noch in kassels gediegene absturzkneipe #1, die bezaubernde "mutter". auf dem weg dorthin hält veranstalter christian allerlei köstlichkeiten für uns bereit: bananen für den blöden veganer und für mich ein blech "haus"gemachten schmandkuchen, der einem bisher unbekannten anwesenden der mutter "zu russisch" war. ich hingegen gehe ganz in lobeshymnen, bärigen verzückungslauten und selten dämlichen gesichtsorgasmen auf.

auf dem viel zu späten rückweg lächeln alle, den diversen heimischen biersorten (und dem russischen kuchen) sei dank. in christians behausung angekommen vergeht mir die gute laune jedoch recht schnell: ich habe meine zweite schlafdecke in der mutter vergessen, mario ten volt shock erzählt mir über handy irgendetwas von einem hund, der dort gerade darauf schläft. zu allem überfluss habe ich auch meine zahnbürste zuhause liegen gelassen und verabreiche mir eine antiseptische mundkur mit frischem ingwer.
das letzte bild, bevor mir die lichter endgültig ausgehen. am nächsten morgen wird mir recht schnell bewusst, dass es mir alles andere als gut geht, ich frühstücke für drei und huste trockenes zeugs in meinem hals auf und ab.
nach dem frühstück und vor einem raubzug durch einen plattenladen kommen wir noch in den genuss von christians neuester passion, dem siebdrucken:
nicht nur macht er selbst ganz fantastische sachen, wir dürfen uns auch mit seiner hilfe ein paar a frames-devotionalien drucken...

...nur um sie erst einmal wieder einzupacken. tag zwei. duisburg. schreckliches wetter. wir versuchen, den bahnhof zu finden und fahren einige male an einer riesigen "königs-pilsener"-werbung vorbei. irgendwann entdecken wir, dass darunter, etwas unscheinbar, eine weitere tafel mit der aufschrift "hauptbahnhof duisburg" hängt.
große wiedersehensfreude minuten später in dem club, in dem wir diesen abend spielen, dem djäzz. die telemark-jungs sind hier schon seit stunden mit der vorbereitung der konter-box beschäftigt. zwei bühnen, parallel zueinander aufgebaut am jeweils anderen ende des raumes. abwechselnd werden ten volt shock und wir einen song spielen.
nach einem unglaublichen abendessen mit handgemachten spätzle und gegrillten auberginen, pizzabrötchen und espresso im hause telemark laufen wir gemeinsam zurück zum djäzz. carsten und ich bekommen einen extrem flauen magen in anbetracht dessen, was da auf uns zurollt und was wir uns selbst aufgebürdet haben: here comes kostümzwang.
gegen 23.00h legen ten volt shock los, wir befinden uns derweil in einem kleinen kalten kelleraufgang und schmeißen uns in schale. das erste lied ist zu ende, vom dj-pult dröhnt team shadetek's "brooklyn anthem", unser einlauf-song. die anwesenden bekommen den mund nicht mehr zu, wir spielen, schreien und werfen mittelfinger in richtung ten volt shock. battle time.
herr redmann trägt heute nicht nur goldjäckchen und schnurrbart, er hat sich auch besonderes schuhwerk ausgesucht.
das publikum klappt die offenen kinnladen wieder nach oben und beginnt ob der allgemeinen verwirrung erst einmal zu tanzen. oder zu lächeln.
ten volt shock mögen auf ihrer seite des raumes die bessere tapete haben, doch wir sind wohl um die ein oder andere palette schillernder.
bei einem von langer hand geplanten medley aus telemark-songs überreichen wir tele-björn eine metal-kutte, die wir bereits im oktober in kassel gefunden, allerdings erst dieses mal mitgenommen haben.
sitzt wie vom schneider angefertigt. schließlich tritt frank ten volt shock auf sein gitarrenkabel und reisst die buchse aus dem dazugehörigen verstärker. der talentierte herr dürr erklimmt sein schlagzeug und vollführt eine art tanz, der mich an die weather girls und "it's raining men" denken lässt. hallelujah.
später des abends. björn kann sich von der kutte nicht mehr trennen, wir sitzen noch recht lang in der küche der maison de telemark, in der nacht tritt mano versehentlich auf nilsens gesicht und ich denke mindestens eine stunde darüber nach, auf wieviele, extrem schmerzhafte weisen ich redmann erwürgen kann. gegen 06.00h kommt der, nach einer langen sambasession und diversen turn- und nasenatemübungen (nils wird das am nächsten morgen "mundfasching" nennen) in seinem extrem laut knisternden schlafsack auf die idee, die rollos nach oben zu ziehen. man könnte ja verschlafen oder auf sein gesicht treten.
---
tag drei. lange verabschiedung, viel herzlichkeit zwischen kernigen menschen. ich bin völlig baff über die unglaubliche sammlung an büchern, die ich in dem zimmer von sabine, der freundin von telemax, entdecke. da steht eine fast komplette proust-sammlung neben bachtin, susan sonntag, einer kleinen repräsentativen auswahl der familie mann und einem buch über vegetarische quiches. w.o.w.
zurück im djäzz renne ich wie ein blöder durch die räumlichkeiten und versuche die etwas deviante kunstscheisse überall an den wänden zu fotografieren. das einzige foto, das was wird, ist zum glück auch eines der besten:
gegen drei uhr verlassen wir duisburg. we roll right, denke ich mir in anbetracht der ca. achtstündigen fahrt, die noch vor uns liegt, bis mano nur minuten später aus dem vorderen ende des busses erzählt, dass wir womöglich gleich stehenbleiben. rastplatz. adac anrufen. keiner von uns rechnet mehr damit, vor ein uhr nachts nach hause zu kommen. rast- und ratlosigkeit macht sich breit, wie wild werden die handies ausgepackt.
doch wir haben die rechnung ohne die gelben engel gemacht. innerhalb von nicht ganz drei minuten ist der netteste adac-mitarbeiter des ruhrgebiets bei uns und hat zu allem überfluss auch noch genau das richtige ersatzteil für den uralten bus dabei. alte schule und hochatungsvoll hut ab. ein zweites mal schon nach berlin haben uns diese typen den arsch gerettet.
gegen halb elf sind wir endlich alle zuhause. erlebnisaufsatz ende, und doch: hunger auf mehr.