Donnerstag, August 10, 2006

at the end of the rainbow it's just wet.

der naechste tag ist ja immer besser. steige vollends aufs trampen ein. dieses kurze ueberschneiden von lebenslinien, die inkarnation des X. man fuehlt sich so klein, es geht nie so tief, dass es wehtut, wenn man nichts zu sagen hat, sieht man aus dem fenster.
gerade mit einer frau gefahren, die kurse fuer autoren gibt in der ganzen welt. momentan sitze ich in skagafjordur, der tankstelle, an der ich letzte woche meine windzigarette geraucht habe. ich muss bei sowas immer an zwei dinge denken: zum einen an eine martin walser-rede, wo er ueber einen ddr-schriftsteller sagt, dass er 'wie barfuss' dichtet, zum anderen an die worte einer meiner dozentinnen ueber guenter grass: dass er gerne kocht, eigentlich bildender kuenstler ist, das leben mit seinen zwei kraeftigen haenden packt. da wird mit geschmack gekocht.
das schoene am trampen ist dieses spiel mit dem glueck, das herasfordern des schicksals, ein ums andere mal. was einem diese kurzen aufenthalte in den autos anderer leute ueber einen selbst verraten> my biography is a museum of lies. das spiel mit der identitaet. ich erzaehle einmal, dass ich aus muenchen bin und sehe, wohin mich das bringt. die schreiblehrerin war mal in burghausen. hallo kerstin. dann irgendwann die unausweichliche frage, why are you here, warum island? auf malle fragt dich das kein mensch.
staendig das ausweichen, das umkreisen des zentralen punktes, meines X. studium, stress, letzter urlaub seit und fuer laengere zeit. die wahrheit? ja, eine version davon. flipsided versions of being alone, aus irgendeinem grund ist dieses blake schwarzenbach-zitat die ganze reise ueber in meinem kopf (uebrigens genau wie bohemian rhapsody, verdammt).
meine persoenliche version, die ich nicht aus den augen verlieren darf. warum bist du hier? weil ich durch bin, ausgebrannt von Leben wie vom leben. und weil diese zeit hier gerade unmengen an neuen perspektiven fuer mich bringt.
gerade faellt mir noch ein, wie sehr ich erschrocken bin, als ich mir in myvatn faelschlicherweise eine art lakritzjoghurt gekauft habe. eigentlich war meine hoffnung, waldbeeren zu bekommen. daher erstmal ueber den geschmack gewundert, dann nach hinweisen auf der packung gesucht und ploetzlich, dieses wort: orka. machen diese wahnsinnigen wirklich waljoghurt?! schwimmt da free willy auf der milch, weil er so leicht ist? heute weiss ich, dass es eine art naehrwertangabe fuer die kalorien ist.

103.

drei stunden spaeter. was habe ich uebers trampen gesagt? spiel mit dem schicksal? aber hallo. kaum war ich fertig mit schreiben, bin ich zurueck zur route 1 gelaufen und habe dort 3 stunden in wind und regen gewartet. 102 autos kamen vorbei, keines hat angehalten, ein paar haben mir finger oder unvermittelbare zeichen gedeutet, eine familie hat mir ihre daumen gedrueckt.
danach bin ich zurueck an die tankstelle, hab mir kaffee nummer vier und fuenf reingezogen und gewartet, auf ein zeichen, auf irgendwas. nach einer weile fielen mir drei typen anfang zwanzig auf. der eine mit langen, verfilzten haaren, einer trainingsjackentraeger, der dritte mit bloedem hut. opfer, wenn nicht sogar deutsche. nochmal den kaffee nachgefuellt, zu ihnen gesetzt und fersucht, eine fahrgelegenheit zu schnorren. es stellte sich heraus, dass es islaender waren, dass zwei von ihnen eine radtour um die gesamte fahren, um so funds und awareness fuer eine organisation zu raisen, die in togo schulen aufbaut,
www.spes.is.
der dritte war ihr fahrer und zudem eine art pressesprecher, da die jungs etwa eine woche zuvor beinahe waehrend eines sturmes umgekommen waeren und so die islaendischen anchrichtenmagazine auf sie aufmerksam wurden. ganz abgenommen habe ich ihnen die geschichte nicht, ueber den hike ueber 60km war ich dennoch froh. ihr fahrer, gisli, hat mir dann noch abenteuerliche geschichten ueber seine fruehzeitige karriere als lehrer (mit 20!) und seinen willen zur schriftstellerei erzaehlt, bevor er mich kurz hinter bloenduos rauswerfen musste.
ganze fuenf minuten spaeter sass ich im auto eines mittelalten bankangestellten auf dem direkten wege nach reykjavik.
die typen, die einen am weitesten mitnehmen, sind natuerlich immer die langweiligsten. wahrscheinlich, weil sie davon ausgehen, auf diese weise unterhaltung zu finden, aber dazu gehoeren dennoch immer zwei. aufregend war einzig und allein, gislis stimme im radio zu hoeren und die geschichte der jungs bestaetigt zu finden.