Freitag, Juni 22, 2007

if you believe in something beautiful, then get up and be it.

halb eins, mitten in der eiswarmen nacht, gerald und ich und der imaginäre fahrradclub mitte, äußerer altstadtring, schreien und grunzen und lachen, der himmel blitzt auf, irgendwo brechen also wohl gewaltig getriebene wolkenberge ineinander zusammen, ein paar kleine, verräterische tropfen von oben, einfach weitertreten, alles sein lassen und alles feiern, und keine ganze stunde zuvor steht ted leo auf der kleinen komm-bühne, spuckt rauchende schweißwolken in die drückende luft hinein, hinter meinem ohr, über den haarflaum am hals und rein in den kleinen kanal zwischen den schulterblättern läuft schon länger eine spur schweiß, bahnt sich spielend einen weg nach außen, auf der bühne schreit die band in unison die letzten zeilen eines chumbawamba-covers:
i never gave up. i never gave up. i didn't ask for pity and i never gave up.
vor guten zwei jahren war ted leo das letzte mal in der stadt. vor gut zwei jahren schrieb ich schon einmal einen blog mit dieser überschrift. wiederholungstäter. damals wie heute sind es genau solche shows, die mir einen tritt in den arsch versetzen, mich daran erinnern, dass es manchmal nicht reicht, nicht reichen kann, nur den eigenen alltag zu bewältigen, ohne auf all die bewundernswerten und seltsamen nebenerzählungen der großartigen menschen um einen herum zu achten. die menschen an sich zu achten. panoptikum.
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der folgende samstag bietet dazu gelegenheit. den einen teil des morgens verbringe ich im gitarrenladen, um zwei fußpedale reparieren zu lassen, um irgendwie am abend auf dem radio z-fest spielen zu können.
gitarrenläden sind einige der wenigen noch vorhandenen plätze, an denen sich echte nerds sammeln können und jeden, der nicht zu ihnen gehört, schon am vokabular erhören und mit blicken verspotten. ich gehöre zu denen, die gebrochen sprechen. shibboleth im gitarrenladen:
"an dem fußpedal stimmt irgendetwas..." "effektschalter", unterbricht mich der angestellte. "es heißt: effektschalter". so geht unser gespräch weiter. nassgeschwitzt nach einer stunde spießrutenreden verlasse ich den laden. pedalschalter gerettet, zeit für margrets umzug in ein neues leben.
g-money mag die neue wohnung.
architektur, die begeistert: der balkon der wohnung ist nur durch das badezimmerfenster zu erreichen. doors are so last century.
im leben geht es immer nur darum, dinge von einem ort zum nächsten zu bewegen. nach dem schleppen ist vor dem schleppen: ich fahre mit dem fahrrad zum proberaum, bus bepacken, ab aufs z-fest.
q-dogg und jolanda sind schon da. beide bester laune. was nach unserem konzert passiert, fällt mir zu beschreiben schwer. schulterklopfen und jede menge bauchpinseln. und das, obwohl bei mir effektpedal nummer 3 ständig ausgefallen ist. vor carsten steht plötzlich eine frau und säuselt viel zu laut: "ich wußte gar nicht, dass es in deutschland noch richtige rockstars gibt".
zum glück kümmert ihn das wenig. nichts schlimmer, als als herausragend aus dem rest akklamiert zu werden. im allgemeinen komme ich mit lobhudelei nicht besonders gut klar, im speziellen weiß ich, dass es mir - und den meisten anderen menschen - schnell zu kopfe steigt. was mich zurück zur überschrift bringt: wir haben die naturtalente hinter uns. es gibt keine genies, wir sind alle aus fleisch und blut, graben alle unseren eigenen gräber. wer etwas machen will, soll es einfach machen, und wer davon überzeugt ist, wird es richtig vermitteln. und zu allerst einen dreck darum geben, wem das nicht gefällt. "richtig" im sinne von: etwas von sich selbst an andere menschen abzugeben. der einzige grund überhaupt, das haus noch zu verlassen. um zu teilen und um zu sich zu stützen. um erfahrungen zu machen und sie weiterzugeben. sie nicht in der stillen kammer mit dem großen buch von der eigenen und besten aller möglichen moral zu erschlagen. evolution summer starts right now.