Sonntag, Dezember 13, 2009

restriction is fiction.

gerade eben habe ich sehr viel über max goldts persönlichen jahresrückblick in der zeit gelacht, darüber, dass im august sein gebrochener fuß "geröncht" wurde - ein sterbensschönes wort - und dass im dezember 2008 in berlin ein mann entdeckt worden war, der in seiner mietsowhnung 1.700 wellensittiche hortete.

die einzige intellektuelle leistung, zu der ich gestern imstande gewesen bin, war es, mit hilfe komplexester denkfiguren zu ermitteln, dass der typ von diesen unsäglichen "ich & ich" nicht der ebenso unsäglich sammy deluxe ist. meisterlichst kombiniert.
warum gestern so wenig mit dem kopf los war, warum ich zum ersten mal nicht aufs kafekunstfest nach münchen gefahren bin?
samstag abend gegen acht uhr machte ich eine entdeckung kolumbischer ausmaße. ich habe die zeit wiedergefunden. nach einem kurzen schläfchen lag ich so mit halbgeöffneten sehschlitzen auf der couch, dachte nach, was ich nun alles tun könnte - bücher lesen, musik hören, musik aufnehmen, eine stegreifaufgabe konzipieren, tofu vorbraten, etwas anderes wichtiges vorbereiten oder gedanklich formen, aber ich ließ von allem ab und lag da nur, mit allerhalben noch viertelgeöffneten sehschlitzen. ich lächelte, und dachte nach über den zustand der welt. nein, gelogen: an nichts dachte ich. an absolut gar nichts. tat nichts. bewegte mich nicht. irgendwann versuchte ich mich zu erinnern, wann habe ich das zum letzten mal getan? natürlich fiel es mir nicht ein, aber das war auch egal, weil in diesem moment alles so wunderbar egal war. einfach atmen und sich freuen.

und sich irgendwann anziehen und raus in die unternullnacht. verpflichtungsfrei wie ich war, wollte ich bei sellfish ein paar biere trinken und mir hippe indiekids ansehen, fand stattdessen aber nur gepflegt aufgetakelte ü-dreißis vor, hörte "listen to your heart" von roxette und verstand und verstehe nicht, was dieses gefühl von "damals" plötzlich so interessant macht.
ich war zu beginn der 90er großer roxette-fan. auch mc hammer befand sich in der liste meiner top-vorbilder. der versuch, auf einer schulparty seinen tanzstil zu imitieren, bescherte mir erstmals im leben einen eindruck davon, was das wort "versagen" denn so bedeuten könnte. so versagte ich mir auch schnell das tanzen und zog mich mit einem "ich habe andere vorteile" schnell zurück. wehmütige jugend, du! der pop der nenziger: das verbinde ich mit pickeln, wut, tucher übersee aus der dose, trottel, die auf klassenparties zu rage against the machine moshen. aber an diese zeit erinnert werden, an einem samstag abend? vielleicht bin ich zumindest dafür immer noch nicht alt genug. oder habe den humor, den ich auf der schulparty seinerzeit verloren hatte, bis heute nicht mehr wiedergefunden, das mag sein.

nach einem bier des nicht-einverstandenseins zu viel ging ich meiner wege, schlug im komm auf, um wenigstens noch kurz hippe, lustige, traurig-weinende, glückliche hipkids zu sehen, kam mir dabei aber auch wie ein alter alkoholiker vor und ging auch hier schnellstens meiner wege - auch in der vorahnung, dass ich durch das hervorkehren allzu hedonistischer tugenden schon jetzt einen massiven teil des sonntags ein gefangener im eigenen körper sein würde.
dafür traf ich im laufe des abends mehrmals jan von ibsen, der mir den folgenden sonntag mit einem link zu einem neuen projekt seinerseits rettete. oh ja. das macht glücklich. samstag abend für die ganze woche. und ebenfalls neunziger-lastig, dennoch in gut. nicht ernst, nicht echt.
seitdem verbringe ich viel zeit damit, alte lost.fm-sendungen hochzuladen. damit lässt sich ja auch inzwischen ein ganzer sonntag füllen.
voilà, august bis dezember 2009:

august 1
august 2
september 1
september 2
oktober 1
oktober 2
november 1
november 2
dezember 1
dezember 2