Sonntag, November 22, 2009

it takes more than love to keep the poison down.

das oktober-tape, diesmal erst im november. wegen dem bösen j-wort. oder, mit der lyrischen brillianz der inzwischen aus dem hades grummelnden mönster: arbeit ist scheiße (keine arbeit aber auch).

#10 - it may take more than love to keep the poison down.

#1: captain beefheart – japan in a dishpan.
die uralte frage was war zuerst da, ei oder huhn, ganz leicht beantwortet. hier haben make believe alle ihre riffs geklaut. gitarren-irrsin aus den sechzigern, und in diesem falle ebenfalls von mir geklaut, und zwar von cryptacize, der nicht mehr ganz so neuen band von nedelle, welche auf ihrem blog ebenfalls gerne tolle und um ein vielfacheres schrägere mixtapes veröffentlichen.

#2: black lips – veni vidi vici.

die band, die herr redmann mal vor 200 jahren in müchen sah, als sich deren sänger während eines einhändigen gitarrensolos selbst in den mund pisste. authentischer geht wohl kaum. ich war jahrelang skeptisch, weil sie darlings des vice-magazins sind, aber ehrlich: ich kenne kaum eine band, die solchen sixties-punk besser und trotzdem mit eigener note rüberbringen kann. pissy und kaputt.

#3: florence and the machine – you got the love (the xx rmx).

ehrlicherweise weiß ich gara nichts über florence and the machine. eigentlich fast so wenig wie über the xx, deren hochgelobtes album ich ziemlich nebensächlich finde. umso schöner das hier. überraschend leicht, vor fünfzehn jahren hätte es das prädikat "fresh" bekommen, haha. deeper radiopop mit neunzigerhousekante. irgendwie muss ich auch ganz viel an die ganzen manchester-remixe von primal scream aus besagtem zeitraum denken.

#4: lungfish – no false suns.

jaaa, ich hab im letzten monat daniel higgs die hand geschüttelt. jaaa, er hat mich während seines konzerts ein wenig an bob ross mit banjo erinnert. hmm, that song tried to fly away. i always had to catch him. that little bird. hier ein song aus der lungfish-spätphase, vom „love is love“-album. ist halt so eine sache mit lungfish: kapiert/mag man oder eben nicht. dieser song taugt vielleicht zur ausnahme. tipp: samstag abends auf dem weg zum ausgehen erst den florence and the machine-song hören, auf dem heimweg dann mit dem letzten bier der nacht und diesem song in den kopfhörern nach hause laufen. hymnen an die nacht.

#5: karl blau – song for kevin.

von karl blau kenne ich mehr geschichten als songs. karl blau geht auf tour gerne mal verloren, sammelt im wald pilze, fragt gerne, ob diese oder jene pflanze essbar sein könnte. karl blau ist ein guter mensch, ein zufriedener wahrscheinlich auch, und das hört man seinen songs ebenfalls an.

#6: kurt vile – overnite religion.

auf seiner myspacesite heißt es unter der rubrik „sounds like“: “when u wake from a long and glorious slumber, then u realize u don't have to go to work, then u fall back into long and glorious slumber...” word.

#7: shudder to think – i am so into you.

von ihrem unzugänglichsten album “pony express record”, ihrem major-debüt. kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. kommerzieller selbstmord wäre das. die stimme von sänger craig wedren ist bis dato eine der aufregendsten im ganzen undergroundbereich. das spiel mit hartem sound und dem sich selbst hochschraubenden gesang hat hier ja den wunderbaren effekt, die message des songs wahnsinnig intensiv rüberzubringen. you into me, me into you…zwischen narzissmus und alles fressender sehnsucht. an sich ein wunderbar unironisches liebeslied mit queerem touch, lange bevor das hipstermäßig aufbereitet wurde. nein, klingt schon wieder so zynisch und meine ich gar nicht so, auch wenn mich die momentane allgegenwärtig von "queer" gerade ein bisschen verwirrt und ich das gefül nicht ganz loswerde, dass das gerade von der industrie zu einem pop-trend verharmlost wird. aber zurück zu shudder to think. die nehmen in ihrer exaltiertheit und ihrem spiel mit der eigenen ästhetik bands wie xiu xiu für mich vorweg, was natürlich das werk letzterer in keiner weise schmälern soll, aber die großartigkeit ersterer vielleicht ein wenig heraushebt.

#9: jah division –dub disorder.

unter anderem menschen, die normalerweise bei oneida spielen, mit einem schon ein paar jährchen alten nebenprojekt. eigentlich der beginn eines witzes. was passiert, wenn verschwurbelte indierocker mit einem sack pot im proberaum hocken…klar, sie spielen joy division-songs in dub. unschlagbar. und klar: eines ihrer cover heißt „dub will tear us apart again“.

#10: thee nine – blister.

auch schon nicht mehr existent. thee nine kamen aus münchen, veröffentlichten auf red.can. und hatten einen ziemlich antiquierten rocksound zwischen den konstanten pixies und wipers und dinosaur jr. sogar die produktion wirkt nicht zeitgemäß (obwohl sie ganz schön dicke ist!), wer würde heute noch so ein schlagzeg aufnehmen?, gefällt aber trotzdem. wer die band vor ein paar jahren auf dem endzeitfestival gesehen hat, kann sich vielleicht noch erinnern. kurz nach diesem auftritt kam die auflösung, kurz darauf das album. schade drum. sind heute als junior disorder und shitwolf aktiv.

#11: ben davis & the jetts feat. amy argote – sell the boat.

da kann man mal wieder sehen, was die spreu vom weizen trennt: ausstrahlung. ben davis & the jetts finde ich eher gemütlich-zurückgelehnt-langweilig. und auf einmal singt amy argote von des ark über eines der stücke, und schon werden davis und seine flugzeuge zur backingband degradiert, erfüllen ihre aufgabe aber nichts desto trotz ganz großartig und räumen miss argote den platz ein, den sie braucht. ähnlich wie bei shudder to think ist das hier. in der stimme allein wird so viel spannung und stimmung transportiert, dass der sound fast bloß schmückendes beiwerk ist. ihre art zu singen wird ja gerne mit diesem emoprädikat „unterdiehautgehend“ belegt, das klingt ein bisschen abgeschmackt. in wirklichkeit hat sie es halt einfach drauf. atmosphäre zu schaffen und diese nachvollziehbar zu machen. das ist ja im allgemeinen und schon sehr lange die kunst beim singen. ja, ich schreibe ganz bewusst "kunst". so sehr ich punk für das anything goes-credo und d.i.y. schätze, so m.e.d.i.o.k.e.r. wird das ergebnis doch meistens. zum glück nicht hier.

#12: lavender diamond – open your heart.

lavender diamond waren eine l.a.-band aus dem weiteren the smell-umfeld, die dafür einen etwas untypischen sound produzierten. sehr carpenters-esker sixties-pop mit hippie-attitude, und trotzdem funktioniert das. das macht vielleicht auch eine lebendige szene aus. mir kommt es manchmal so vor, als wäre deutschland hier noch immer sehr verbohrt. jeder location ihr eigener sound. es geht immer noch um szenen, nicht so sehr um menschen. dabei würde so ein bisschen gegenseitige beeinflussung manchmal ganz gut tun. aber womit hat’s zu tun? sind es notwendige territorialmarkierungen? ist sowas notwendig, weil der gegenkultur immer mehr nischen streitig gemacht werden? vielleicht hat es auch damit zu tun, dass sich vieles in einer sprache vollzieht, die keiner so recht versteht: allen ortes wird englisch musiziert. das verhindert durchaus ein nahekommen auf der ebene des gefühlten wortes. wir singen immer beinahe hermetisch abgeschottet, aber so kommunizieren wir halt denn doch nicht. das soll jetzt nicht nach antiamerikanischem ressentiment klingen, wir sind uns ja einig, das 98% unserer sozialisation auf der blaupause amerikanischer pop-entwicklung basiert. aber vielleicht würde ein bisschen mehr mut in dieser hinsicht auch ein wenig mehr an kommunikation bringen, etwas, das aus meiner sicht gerade mehr als zu kurz kommt.alle sind unzufrieden, niemand weiß so recht warum, auf konzerte kommt eh fast niemand mehr, vielleicht auch, weil die identifikationsmomente fehlen. so open your hearts.

#13: lcd soundsystem – someone great.

eine amüsante geschichte: als das „sound of silver“-album rauskam, hörte ich zuerst einen bootleg-rmx, der mich größtenteils kalt ließ. daraufhin packte ich das album nie wieder an, bis ich neulich durch zufall über eine promo-kopie stolperte und sofort ergriffen war. zumal von diesem song, der den zustand der abwesenheit eines großartigen gegenübers in selten schöne worte verpackt. file under: number one funeral-songs, ohne jeden zynismus. „The worst is all the lovely weather / I'm sad, it's not raining. / The coffee isn't even bitter / Because, what's the difference?” ich denke nicht nur an ju und die ersten tage nach ihrem tod, an denen ich mich ständig gefragt habe, wann jetzt endlich alles in schutt liegt, damit die welt endlich so aussieht, wie sie aussehen sollte, wie sie sich seitdem noch öfter anfühlt. wie seltsam es war, zu frühstücken, abzuspülen, und danach von der leere überwältigt zu werden. wie sehr es heute noch weh tut. ich denke bei dem song auch spziell an meinen längsten freund philipp, zu dem ich seit jahren keinen kontakt mehr habe, wegen missvertsändnissen, unverständnissen, der welt. denn wir beide saßen tatsächlich jahrelang in einem probekeller zusammen, wie das in „someone great“ geschildert wird. wir haben zusammen punk erfunden, freunde werden wir aber nicht mehr. oh, the times.

#14: juno – the great salt lake / into the lavender crevices of evening the otters have been pushed.

über juno schreiben heißt, über arlie carstens schreiben. snowboarder, skater, reporter, ikone der 90er-emo-szene. heute als ghost wars aktiv. ich mag gar nicht so viel darüber schreiben. zumindets nicht objektiv. juno war für mich seinerzeit eine ganz, ganz wichtige band. gerade wegen arlies texten, gedichten, die oftmals die extrem ausufernde, eruptive musik in den hintergrund treten ließen. schon das ein kunststück. in diesem song/gedicht einige sentenzen, die für mich so entscheidend wichtig waren oder sind, das ich von ihnen tatsächlich hoffe, dass sie eines tages noch die oberfläche meines körpers zieren werden. um mich genau daran zu erinnern:

„but as we’ve all come to find out, it may take more than love to keep the poison down. she’s someplace now as he’s sweating it out – living low, high, and dreaming of their forgotten, misplaced schemes. where in the night to no-one within reach, he screams, „life takes you where it goes. life takes you where it goes or so it would seem.“ confiez-moi une journée de silence.“

Donnerstag, November 19, 2009

das ist wie ein schnitzelsandwich ohne schnitzel. das geht ja gar nicht.


robert enke stirbt den zweiten tod, weil die medien jetzt nurmehr über die bayern und das nichtrauchen berichten und repräsentative umfragen in passauer kneipen machen; daher auch die überschrift. ich lese in einem buch von sibylle berg, das heißt "ende gut", und in dem steckt als lesezeichen auf seite 137 eine postkarte von erwin wurm, auf der steht: "don't care about anything". meine letzte nachbesprechung der letzten jemals bewerteten unterrichtsstunde meines ganzen halblebens fing an mit: "ist Ihnen klar, dass das eine katastrophe war?" und endete so:
monsieur kaputt: "okay, verstanden, gut."
der vorgesetzte: "nein. nicht gut. gar nicht gut."
sibylle berg: "man lebt nicht länger, wenn man sich nicht bewegt, sich nicht verändert. es macht einen nur erbärmlicher. die glieder werden kalt dadurch. ohne bewegung wird der mensch zu einem unansehnlichen bündel grauen fleisches, denn keiner hat die fähigkeit, sich durch seinen verstand lebendig zu halten.

o-ton stephen hawkins: naja, ich sach mal..."

Mittwoch, November 11, 2009

die erde ist keine diskokugel.




das ist doch mal was: nachdem das oktober-mixtape immer noch nicht hochgeladen ist, schreibe ich nun also auftragsblogs. herr ärger bat mich, bitte einen allesistschlimm-blog zu verfassen. was könnte ich jetzt vom leder ziehen? jeder tag ohne blog ist an sich ein tag mit meckerblog, die leeren zeilen sind ein zeichen der leeren stunden, die mit fehlender zeit und zu viel nichtigkeiten...jaja, die arbeit. schön: in der küche singen gerade die türen "die welt ist schlecht / allein von arbeit / kann man nicht leben / doch doch doch / planet planlos muss zum arbeitsamt". dort

werde ich ja bald auch öfter einen cappucino trinken. ich zähle die tage. quelle geht unter, meine sonne geht auf, bald ist der lehrerjob eine längere fußnote. heute die offiziell letzte leerprobe, wenn ich mir den kalauer gestatten darf, morgen dann die welt. ich könnte ja damit anfangen, den blog zu "monetisieren", wie mir ein neues icon hier im programm anzeigt. nein, wie albern und kindisch. wir haben standgas gesehen und gelebt.
die schüler und schülerinnen im klassenzimmer, oder, wie man gerne in beamtenkürzeln sagt, die ss im kz, waren heute während der lehrprobe wahnsinnig angespannt. ich habe ein bisschen humor reingebracht, bin zu beginn dreimal über meinen stuhl gestolpert, und von sekunde eins an war klar, dass das keine große nummer wird, nicht die stunde, nicht ich. und ich habe es genossen! einfach zu wissen, dass ich mich gerade das letzte mal durch diesen quatsch quälen muss, und jetzt einfach mal selbst abschieße und damit diesen ganzen technokraten zuvor komme. fragetechnik: "ja was denn? ja wie denn? ja wann denn?" die armen kleinen hätten mir so gerne geholfen, aber ich wollte es lieber alleine durchziehen. den moment der niederlage auskosten, den saft des versagens genüsslich ablecken. das hat keinen besonderen spaß gemacht, war aber eine erfahrung wert. ich seh schon, mit meckern ist heute nicht viel. vielleicht liegt's daran, dass ich einfach nur glücklich bin? endlich aus diesem theater aussteigen, nie wieder ganze konversationen, die sich nur ums leid und das leiden drehen, hauptsächlich mit meiner gelernten lieblingsvokabel "ach" bestritten. betreten schaue manche. die einen beim "ach", die anderen anderswo. lay low for the sake of laying. y
ou were not acquainted with your own heart. lass die korken knallen, die bomben sanft fallen. es ist ein gefühl, als würde jemand mit einem mal die luft, die nun eine ganze weile gefehlt hat, mit einem mal in meine lungen pressen. "seltsam" passt nicht und trifft es doch. nein, es tut nicht weh. und schmerz mag ich eh. nein, quirin, ich kann mich nicht beschweren. es geht mir gut. sehr gut. jetzt ab aufs fahrrad, ins monoton, und meine bestellte zomes-cd abholen, einem neuen projekt von asa osbourne von lungfish...da lächelt er...