Freitag, April 27, 2007

pop modernism.

ich will seit tagen über so vieles schreiben und bin von der schieren menge der in mich gepumpten informationen quasi geistig paralysiert, sitze stattdessen seit stunden in meinem wohnzimmer und höre die erste full-length von antelope rauf und runter. die platte ist, wie nicht anders zu erwarten war, beinahe monoton. bis auf wenige ausnahmen halten bass, schlagzeug und gitarre eigentlich immer genau das rhythmische schema und die melodie durch, mit denen ein song beginnt. das wirkt konzeptuell ähnlich wie lungfish, läuft aber musikalisch in anderen, nowavigeren bahnen. und erneut fühle ich mich ganz als teil (m)einer generation. die ästhetik, die antelope aufgreifen, beginnt überall um mich herum wurzeln zu schlagen. ein toast an all die truen punk- und indiekids, k-wort und die industrie sind spätestens in zwei jahren wieder aus eurem leben verschwunden. es ist etwas neues am wachsen. schon längst hier. vielleicht habe auch einfach nur ich es wieder viel zu spät bemerkt. so wie ich auch nicht bemerkt habe, dass dinosaur jr. ein neues album raushaben und eines der amüsantesten bandfotos der popgeschichte schossen:
und das ist so herrlich ehrlich. typen, die seit 20 jahren genau gleich aussehen, peter pan-komplex in gut. wenn man davon absieht, dass alle meine jugendhelden gerade auferstehen und mich wahrscheinlich bis zum ende meiner tage verfolgen. das ende von musik. daher...ist eigentlich folgendes foto von nofx noch ein wenig amüsanter:
aber sei es drum, das nur als randbemerkung. gerade tut sich wieder was, in den randgebieten der popkultur. kurze zeit nach coco rosie's auftauchen fing es an, mit der rekontextualisierung des wortes "nigger", raus aus indigenen afro-amerikanischen pop- und sprachzusammenhängen, rein in den weißen kunstkontext von hippiekids auf der selbstfindung. weiße mittelklassenkunst gegen die marginalisierung. begriffsfelder werden geöffnet, ausgeweitet, rekontextualisiert. und as eben verbunden mit einem sehr innerlichen kunstbegriff.
aber, wo ich gerade bei bandfotos war, noch ein kurzer, adäquaterer exkurs: aids wolf bringen mich nämlich mit ihrem bandfoto der ganzen sache noch viel näher:
nix da zurück zum beton. die zeiten sind vorbei. wo jetzt schon in sämtlichen billigsupermarktketten die biowelle boomt und h&m bald mit einer "organic collection" aufwartet, da hat auch der untergrund seinen weg zurück zum erleben von natur gefunden. natur als der gesellschaft exakt entgegengesetztes, passungsgleiches teil. die rückkehr zu ursprünglichen und einfachen, ja beinahe archaischen formen. eigentlich klar. das ist ja schon längst unter uns allen angekommen. trivial: die ganzen tierbands. wolf parade, we are wolves, wolf eyes, grizzly bear, polar bear, panda bear, nicht nur international, sondern auch lokal, man denke an die fantastischen beisspony oder falcon five, die dieser tage ihr erstes album rausbringen. das übersteigt ästhetisch alles schon lange den glöckchen-im-haar-tragenden devendra banhart. lightning bolt's "hypermagic mountain" sei hier ebenso erwähnt wie das immer größere interesse an diversen obskuren drone-, noise- und improv-bands wie aosuke, vanishing voice oder sunn o))). eigentlich erscheint es ja unglaublich, dass sich eine so schwierige musik, die sich an der schnittstelle von e und u entlangfühlt, zu einem trend entwickelt.
aber mich selbst hat's ja auch schon wieder erwischt. die letzten paar abende habe ich mich lange mit daniel higgs, dem ehemaligen lungfish-sänger auseinandergesetzt, auf dessen ersten soloalbum sich ausnahmslos stücke finden, die er auf einer japanischen maultrommel komponiert hat.
ist das verwunderlich? dass hier ein corporate hype konstruiert wird, scheint nicht der fall zu sein, die ganze szenerie beschreibt ja ein gegenstück. die opposition von natur und kunst wird auf einen in der postmoderne viel entscheidenderen gegensatz hinuntergebrochen: lebewesen vs. produkt. im archaischen wird nach etwas atmenden gesucht, im extremen und drastischen nach einer unkonditionierten reaktion, nach etwas ursprünglichem, ja beinahe spirituellem. kein bisschen verwunderlich. gestern, bei einem termin auf dem arbeitsamt, auf dem mir die drei säulen unseres wirtschaftssystems erklärt wurden, meinte meine ekstatische beraterin: "sie müssen den firmen zeigen, dass sie etwas haben, ohne dass diese nicht leben können. sie sind ein produkt, und das müssen sie verkaufen."
smells like eskapismus? vielleicht. vielleicht muss eskapismus auch teilhaben daran, vielleicht ist es notwenig, um so eine extrem durchproduzierte hyperrealität zu negieren. wenn man nicht aufpasst, erscheint es heute möglich, ein vorproduziertes leben zu führen, eine reallife-seifenoper, für die sich kein schwein interessiert, sequels und spin-offs so weit das auge reicht. und wenn man aufpasst, passiert vielleicht das gleiche.
der größte teil dessen, was gemeinhin ins spektrum linker undergroundmusik geordnet wird, ist inzwischen
ebenfalls vollends durchkanonisiert und aufs sinnentleerte und zeichenhafte beschränkt. so aufgefallen bei die princess die, vor ein paar wochen im komm spielten. eine neue band aus dem zuchtstall der gold standard laboratories, aus denen mittlerweile, tatsächlich ähnlich einem labor oder einer firma, meistens doch nur noch bands kommen, die alle nach einer gleichen, sorgfältig ausgetesteten formel zu arbeiten scheinen. besagte die princess die wirkten dabei auf mich wie eine normierte "battle of the bands"-band, deren image eben auf dem gsl-chic basiert, ein bisschen morbide-existentialistisch, sexuell aufgeladen, und unendlich cool. leider hat aber sogar der zerstörerausbruch gegen ende des sets, bei dem einer der gitarristen ins schlagzeug sprang usw. so durchexerziert und geübt gewirkt, dass der performance jedes gefühl für echtes leben genommen wurde. die trennung von bedeutung und zeichen war hier kein freies spiel mit den möglichkeiten, sondern wirkte wie ein epaarung von unsicherheit und inhaltsleere.
die vereinnahmung einer anscheinend so integren - weil eigentlich extrem kleinen - bastion stößt zum glück nicht nur mir auf. es gibt keinen guten kapitalismus.
da erscheint der gar nicht so neue naturbezug wie die suche nach sinnlichkeit als plausible antwort. nicht so sehr basierend auf diesem waldorf-ansatz und "fühl mal das holz, wie das riecht", nicht so plakativ und affirmierend, eher sich selbst trotzdem als kulturelle bewegung begreifend. aber auch nicht so konkret einem kunstkontext zuortbar, obwohl elemente von dada bis fluxus, von schönberg bis ornette coleman aufschimmern. diese bands sind von ihrer ganzen ästhetik auf der schnittstelle zwischen pop und elite, zwischen glasturm und hedonismus. neu ist das nicht unbedingt, natürlich lässt sich beinahe problemfrei eine linie von den contortions zu erase errata ziehen. was letztere aber doch anders macht, das ist, dass auch sie eine band sind, die immer auf natur bezug nehmen und darin explizit politisch bleiben. das erste album hiess ja nicht nur "other animals" und zeigte auf dem cover zwei hybride aus heuschrecken und kampfmaschinen, sondern es befanden sich auch zwei songs darauf, die diese programmatik schon im titel auffingen: "how to tell yourself from a television" und "other animals are #1". auf dem cover des neuen albums, "night life" sieht man das bild eines kauzes. hier lösen sich die gegensätze endgültig auf. das elektrische nachtleben wird zurück in den biologischen kontext gerückt, politik heisst hier: affen töten keine affen.
am werk ist hier eine semi-intellektuelle gruppe, die sich jedoch im gegensatz zu vielen punkbands vergangener generationen ihres weißen mittelklasse-backgrounds bewusst zu sein scheint und ihn auch stärker thematisiert, in kleidung und lebensstil oft damit kokettiert und bestrebt zu sein scheint, die mittelklasse zu radikalisieren - eine tendenz, die ob des konservativistischen backlashs der letzten jahre - genau - nur natürlich erscheinen mag.
und mit hilfe von free jazz, extremmusik und dilettantenkunst versucht, auch eine körperlichkeit zu schaffen, die das sloganeering oder der berührungs- und sinnlichkeitsfeindlichkeit der punk- und hardcore-szene, der sie entwachsen ist, überschreitet. denn während die punks noch versuchten, das geworfensein in die technokratie agressiv anzumahnen - es geht hier um kampf und auseinandersetzung, um spiele mit machtcodes - da wird hier und jetzt oftmals ja ganz auf worte verzichtet, da wird die regression im sound politisiert. in momenten von kontrollverlust und im herunterbrechen auf das einfache leben wird ein stark individualisierter weg aus der gesellschaft gezeichnet.diese neue generation von noisebands erkennt unterschiede ganz radikal nicht mehr an. in dieser unendlich oft durchgedachten welt ist nichts möglich, schon gar nicht denken.
klar: so weit denkt nicht jede band mit tier im namen. klar: inzwischen ist das alles auf dem weg zur hipness, und das anscheinend mit recht. allerdings frage ich mich gerade, in welcher weise all das vom mainstream vereinnahmt werden wird, abseits von biosojamilch und hanfschuhen. und ich frage mich, was danach wohl kommen mag und werde das gefühl nicht los, dass ich es bald am eigenen leibe spüren werde.
p.s.: passend zum thema wartet übrigens auch die neue testcard - eigentlich mit groben thema "extremismus" - mit ein paar interessanten artikeln zu extremer musik auf, jedoch ohne den naturbezug allzu stark mit einzubeziehen. lediglich in einem interview mit der österreichischen avantgarde-gruppe runzelstirn & gurgelstock fällt folgender satz: "ohne da gewesen zu sein, glaube ich, dass die menschen weit oben auf dem berg in taipei zumindest psychisch gesünder sind. deren leben organisiert sich ander oder 'natürlicher'. man atmet anders als in der stadt, man sieht weiter, man kann geradeaus gehen. psychisch gesünder, das ist richtig."

Sonntag, April 22, 2007

this conversation is ending starting right now.

manchmal fällt es mir schwer, zu fassen, was geschieht. die nuancen all der millionen kleinen partikel des erlebten zu erfassen, wirklich zu wissen, was geschieht, was mit einem selbst dabei geschieht. die letzten paar stunden saß ich auf einer bank vor dem staatstheater und habe einer aluminium-installation, die einen baum darstellen soll, dabei zugesehen, wie sich ihre aluminium-äste, die wie storchschnäbel aussahen, im wind bewegt haben, langsam, der ganze raum außenrum leer gefegt.
was ich manchmal in drei tagen erlebe, ist vielleicht mehr, als anderen in einem ganz jahr passiert. innerlich wie äußerlich, als akteur oder beobachter, die grenzen immer schwellen, immer kurz vor dem kippen. kategorien wie gut oder schlecht dürfen das nicht fassen.
vor drei tagen haben here comes conclusion noch in bamberg gespielt, hitze, schweiß, lautstärke, alles in allem eine sehr körperliche, sehr heftige erfahrung. mitten im set springe ich irgendwie grundlos in die höhe, in mir platzt was, an mir auch: der schritt meiner hose reißt zwei millimeter weit auf und für den hauch eines moments verschwimmt mein alter. hitze, schweiß, lautstärke und das gleiche grenzwertige gefühl, dass ich auch schon mit achtzehn hatte, nur die songs sind jetzt andere. die restlichen jahre verschwimmen in einer suppe. keine erinnerungen, alles am leben. aber verschwommen. in der selben nacht schrecke ich kurz vor sonnenaufgang auf, klebe vor schweiß. wir schlafen im vierten stock einer stillgelegten lagerhalle, zwei stockwerke unter uns tobt eine hardcore-techno-party. ich muss die dämlichen "thunderdome"-werbungen erinnern, die früher immer über die mattscheibe geflimmert sind. rotterdam extermination source. auf mir liegt halb ein hoffnungslos betrunkener typ, der gerade versucht, doch noch ein bisschen körper von dem mädchen zu bekommen, das wiederum neben ihm liegt. zwei meter weiter schlägt tina einem kerl, der schnarcht, als würde er gerade an erbrochenem ersticken, mit einem meiner schuhe ins gesicht, schreit ihn an, ob er endlich mal aufhören könne. der antwortet im halbkoma: "m-m". um elf uhr morgens brechen wir auf. rotterdam pumpt noch immer kaltes blut durch aufgedunsene, weiße, hochgeschnupfte zombies. ich sehe es nicht, ich höre es.
bring on the gangshots.

schlafe zuhause noch fünf stunden. gehe arbeiten. theke. komm. das erste mal seit einer halben ewigkeit, seit januar. so wird zeit wahrgenommen. jenseits jeglicher ordnung.
morgens um halb vier werfe ich zusammen mit uwe und evi einen völlig betrunkenen typen raus, der die ganze zeit brüllt, dass er uns alle ficken wird. flaschen zerschellen, blaulichter kommen, der typ geifert und spuckt beim brüllen, die augen fast nur noch weiß, den blick kenne ich, den alkohol kann man fast sehen. als ich wieder ins komm gehe, läuft "ceremony" von joy division. walk in silence. don't walk away, in silence. see the danger, always danger, endless talking, life rebuilding, don't walk away. eineinhalb stunden später und der kerl kommt immer wieder zurück. brüllt. reißt mit aller gewalt an der verschlossenen eingangstür. im morgengrauen gehen wir nach hause. er ist endlich verschwunden, den teufel wird er selbst nicht loswerden. mit jedem mal, mit dem sein speichel beim schreien eines unserer gesichter getroffen hatte, ist er ein stück weiter nach oben gerutscht, ist was von ihm abgefallen, rausgefallen. wie schweiß kommt alkohol und wut immer irgendwann durch. als ich auf mein fahrrad steige, reißt der hosenschritt noch ein wenig weiter auf.

bring on the gangshots.

um sieben uhr morgens sitze ich in meiner küche und starre einfach nur aus dem fenster. zehnmeilenblick und ich kann nicht mehr sagen, was mich wach hält. das erlebte mich oder ich das erlebte. das ist das leben. der ständige absprung. ich denke über die allweltsweisheit "good things come to those who wait" nach und begreife für einen funken klaren verstands, dass es manchmal der stoizismus ist, der mich weiterlaufen lässt. das einsaugen und akzeptieren des erlebten. der mensch versteht sich nur im erleben seiner selbst. und muss dafür manchmal ganz still werden.
der heutige tag war geprägt von warmen und kalten emotionalen duschen zwischen euphorie, besinnung, ruhig atmender zweisamkeit, brüllen, rückzug. sich den raum zurückholen. die realität wieder unter die füße ziehen und land gewinnen. rites de passage. schwellensituationen. das reiben an der realität: separation - marge - agrégation. ein leben lang.


Donnerstag, April 12, 2007

daniel higgs is my co-pilot.

fill the days with significant waste
fill the days with meaningful refuse
fill the days with interesting things to say
fill the days with a gradual decay
fill the days with habitual ways of being
fill the days with ingrained ways of seeing
fill the days inhaling and exhaling
fill the days counting to one million
fill the days with a day's worth of events
fill the days with a time earned and spent
fill the days, these are our next to last
move through the days on autopilot
blessed, blessed oblivion.

Dienstag, April 10, 2007

what's mine is yours.

information overload in den letzten 36 stunden und ich weiß nicht, wo anfangen. lebenshilfe, überall wo man hinsieht.
ostersonntag war ich das erste mal seit einem guten jahr wieder im kunstverein. eigentlich nur, um mir schnell die screamo-franzosen von myra lee anzusehen, doch auf den kunstverein ist verlass, und daher gab es nicht nur ganze drei bands an einem sonntagabend, sondern auch einen konzertbeginn um dreiviertel elf, der auf den flyern für acht uhr angekündigt war.
überraschenderweise waren myra lee dennoch die erste band des abends, und ich sah mich schon gleich danach nach hause fahren. pardon by the way für die miserablen fotos, die oft den großteil der seite ausmachen.
danach noch ein wenig gequatscht, und plötzlich war ein ganz neuer lärm im raum. free jazz vom ziemlich großartigen jooklo duo aus italien. zwei bzw. drei recht junge musikerInnen an saxophon, schlagzeug und percussion, die recht ausgefallen und vor allem sehr körperlich mit ihren instrumenten spielten, die instrumente auf unterschiedlichste, oft völlig entfremdete weise einsetzten. sax als schlaginstrument, drumkit, um insektengeräusche nachzuempfinden. mit einem wort war ich völlig begeistert und zugleich vor den kopf gestoßen. es war ja aber auch mein erstes mal free jazz. wow. und keine fotos, weil alles verwackelt. schreiber, bleib bei deinen stiften. obwohl. meine sauklaue auch niemand lesen kann.
über mich selbst musste ich mich im zuge dieses happenings auch wundern: vor einigen jahren hätte man mich mit free jazz noch sonst wohin jagen können. in sachen musik (und leider nicht nur da) neige ich wohl oft zu extremen behauptungen, einschränkungen und darauf folgenden fluktuationen. schließlich habe ich mit 18 mal oipunk gehört und fand schon so nen scheiß wie fugazi völlig daneben. mit 22 habe ich dann fugazi gehört und fand so nen scheiß wie amon tobin total assi. zum glück ändern sich die zeiten.
passend dazu hat endlich einer meiner liebsten heimischen musikalischen querdenker aka herr lindemann endlich einen blog auf seiner nurotic soundsystem-seite, auf dem er ab sofort jede woche seinen persönlichen burner vorstellt.
noch mehr hilfen für den täglichen kampf und wider dem stillstand gibt das new yorker wooster collective, eine täglich oft mehrmals aktualisierte seite mit allerlei fantastischen bildern, filmen und neuigkeiten rund um streetart und rückgewinung urbanen raumes. die seite beschränkt sich aber nicht darauf, sondern geht einen schritt weiter, manchmal in richtung etablierter kunstszene oder in ganz andere ecken und zeigt beispielsweise auch coffee art:
das ist für mich eine gute ergänzung zum visual resistence kollektiv, das sich eher mit den diy- und selbstbestimmungsaspekten von streetartkultur auseinandersetzt und mit einer großen how-to-rubrik aufwartet. mittendrin findet sich dann auch folgendes zitat:

"One of my first, and most passionate stenciling experiences was a response to street harassment I had been experiencing on a constant basis one summer at one specific area in my old town. It was really upsetting for me to live in a town for so long and feel so little entitlement, respect, or safety (emotionally and physically) on the streets I walked everyday. There was one area in particular where I got catcalled, followed and harassed constantly. One night it quickly built up inside me to the point of heartache, anger and sadness. I felt so unsafe on these streets that should have felt like home. I made a 3 foot tall stencil of an old fashioned picture frame with a portrait of my mom inside it. I put it up on a highly visible wall where I was frequently harassed. I took back my streets in a tangible way that felt phenomenal. While I was not physically safer, emotionally I was eased by this comforting and personal image. I had changed the landscape. I hoped that because the image was both of a woman and created by a woman it would act as a female presence in male territory."

eine weitere verbindung von kunst, öffentlichem raum und persönlicher selbstbestimmung versucht auch das kommerz-team in kassel zu schaffen, die eng mit dem kassler haus verbandelt sind. die seite verbindet sich aber leider noch ein wenig im aufbau.

Samstag, April 07, 2007

it's a toast to us and it goes:

heute abend! ihr habt doch sowieso nichts besseres vor!

eyes closed / eyes open.

hallo hamburg. aufgrund der seitenstrangangina musste ich mich mit dem fahrradfdahren ein gutes stückchen zurückhalten und kam daher nur in der näheren innenstadt herum. aber hat auch gereichjt. es war erstaunlich, wie stark der raum um dich herum schrumpft, wenn deine geschwindigkeit steigt. hamburg wurde auf meiner inneren karte sogar so klein, dass ich endlich mal den strand fand.
beim x-ten mal wird alles besser. hier saß ich stundenlang, habe einen brief geschrieben und ein buch von aaron cometbus gelesen. "people are like birds, they like to sing to each other, it's not always important what about."
pappmaché-bäume überall.
astrid.
astrids zimmer.
astrids züge.
bonjour tristesse, pt. 2. planten un blomen im spätwinter.
ein mindestens 10 kubikmeter großer kubus. kunsthalle hamburg. hommage an malewitsch.
sehr gelungene ausstellung. einige arbeiten, die sogar ich banause kannte, wie das von sigmar polke.
aber auch viel neues und inspirierendes.
eine gesamte raumfläche, gefüllt mit altöl.
aber kunststümper wie ich sind einfach zu befrieden. riesencookies. mmh.
astrid bei der arbeit.
arbeit.
strand.

"and it's political and politics are not necessarily just guerillia fighters, prime ministers and who cheated in the primaries. it's also who am i in relation to you. who are we in the way we can see ourselves, in relation to the other kids."
"eyes closed"
"eyes open"

Freitag, April 06, 2007

the human head too strong for itself.

zurück aus dem urlaub, zurück in die zukunftsangst, zurück in den alltag. wiedereingliederungsversuche ins gesellschaftsspiel, das große, das kleine, das mensch ärgere dich nicht und das ewige versteckspiel mit der königin vor dem schachmatt. es erscheint magisch und erschreckend, auf wie viele verschiedene weisen und mit was für einer geschwindigkeit und wucht mich der alltag wieder einsaugt. vor vierundzwanzig stunden saß ich noch im auto auf dem rückweg von hamburg, jetzt bin ich hier angekommen und muss mir gedanken machen um mein profil für die kommenden monate. lernen und sich im kreis bewegen. staatsexamen, um dann endlich für die größte und korrupteste firma von allen arbeiten zu dürfen. bonjour tristesse. say goodnight to the bad guy.
abgesehen von dieser momentaufnahme bekam ich in den vergangenen sieben tagen so viele hoffnungsvolle, amüsante tritte in den arsch, dass ich hoffe, davon noch in mehr als absehbarer zeit zehren zu dürfen.
endlich im craftista zu köln gewesen. eigentlich sollte es ausschließlich solche läden geben. idealismus rult eben doch noch um einiges mehr als alles andere. und kaffee mit sojamilch sowieso. nikita hat mich mit thavius beck angefixt, ich habe mir das neue buch von ian svenonius, "the psychic soviet", zugelegt, und bin schon vom ersten kapitel vollauf begeistert. und von der verpackung: pinker einband, form und größe einer taschenbibel. danke. in einem interview mit dem discorder magazine erklärt svenonius, warum die idee, dass jedwelche form von rock'n'roll an und für sich konterkulturell wäre, eine bloße illusion ist:

"Well, that’s what’s addressed in my essay “Rock ‘n’ Roll as Religion,” which talks about rock ‘n’ roll as an enormous ideological putsch, as radical an ideological transformation as has ever been initiated by any of the revolutions throughout history. Meaning that, when rock ‘n’ roll took over from Christianity as the paradigm of American culture, it was a coup d'’etat. It happened without announcement. And it has to do with economic forces; the old style of plutocratic capitalism was based on slave labour, this kind of serfdom that most people had to endure, so Christianity was a way to placate the masses and tell them that poverty was noble and that they were going to be rewarded in the afterlife. Now, rock ‘n’ roll is the opposite of Christianity, but it’s very similar in a way, too. It’s aping the template. We have saints and blind faith and a kind of mystical fervour, but it’s saying the exact opposite things from Christianity: you need it all immediately. Consumerism is saying binge, and get it all, and sex is great. It’s based on the Keynesian economic system. And of course Keynesianism is a kind of fascist model of government where it’s a collusion between corporate power and federal government power. It’s based on consumerism. So, really, rock ‘n’ roll is a way of getting people out of a Depression mentality and the Christian ethos of denial."
rock'nroll als kapitalistischer kult. danke ian. danke elena. danke nikita.
am abend haben wir uns auch endlich die "american hardcore"-doku angesehen und ich fand sie erstaunlich gut. während die meisten der interviewten akteure (von akteurinnen brauche ich nicht zu sprechen, nach meinung der interviewten gab es eigentlich keine frauen im amerikanischen hardcore) eine glorifizierung der alten tage im sinn hatten, schafft es der film, durch seine bloße kommentarlosigkeit ein bild zu zeichnen, dass die geschichte auf das reduziert, was sie zu großen teilen war. pubertäre jungs und sinnlose gewalt. da kann jack grisham noch so oft lachen, wenn er sich selbst als "mouth-pissing rapist" bezeichnet oder eine gang green-hohlbirne davon erzählt, wie geil es war, ein kid, das versäumt hatte, eine show zu buchen, zusammenzuprügeln. der film glorifiziert eben nicht. und entlarvt hardcore als das, was ihn für mich auch zu großen stücken ausmacht: phrasengedresche, körperkontakt ohne nähe und intimität, notwendige, oftmals sinnlose jugendliche rebellion und konservativismus. jaja. früher war alles besser.
so also war köln. kurz vor meiner abreise spürte ich ein kratzen im hals, auf dem rastplatz remscheid, an dem ich einen 20 meter hohen hang hinunterpurzelte (aber das ist eine andere geschichte) war die diagnose klar: seitenstrang-angina.
und morgen: hallo hamburg.